Bio nur noch aus dem Kleingarten

Umsatzrekord des Naturkosthandels in der Hauptstadtregion

Der Naturkosthandel in Berlin und Brandenburg stellte im vergangenen Jahr einen neuen Umsatzrekord auf. Ich habe nicht dazu beigetragen, auch wenn mir bewusst ist, wie gesund Biolebensmittel sind und wie wichtig eine ökologische Landwirtschaft ist. Trotzdem war ich lange nicht mehr in dem Bioladen, in dem ich früher oft eingekauft habe. Ich versorge mich und die Familie in einem Supermarkt, der für niedrige Preise noch einigermaßen Qualität und sogar Bio anbietet. Doch auch dort greife ich seit Beginn der Pandemie bei Gemüse aus konventionellem Anbau zu, weil es billiger ist.

Dabei bin ich gar kein Sparfuchs, der Preise vergleicht und nach Angeboten Ausschau hält. Ich hole einfach den wöchentlichen Einkauf immer mit Rucksack und Umhängetasche und trage sie prall gefüllt nach Hause. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich vor drei Jahren für dieselbe Menge rund 65 Euro bezahlen musste, jetzt sind es etwa 110 Euro, obwohl ich inzwischen auf Bio weitgehend verzichte. Zwar behauptet ein Kollege, der Preis für Biobrot werde durch den höheren Nährwert ausgeglichen. Aber ich habe es ausprobiert. Meinen Hunger stillt es leider nicht so viel besser.

Es ist kein Geheimnis, dass nd-Redakteure etwa die Hälfte vom Tariflohn verdienen. Aber arm bin ich nicht. Wenn ich schon anfange, an der Ernährung zu sparen, um etwas Geld für schlechte Zeiten beiseite zu legen, wie mag es erst den Armen gehen, denen gar nichts anderes übrig bleibt?

Biosamen für den Gemüseanbau im Kleingarten leiste ich mir noch. Die Ernte reicht für mehr als drei Personen. Ich verschenke sie zu großen Teilen am Gartenzaun. Das ist mein kleiner Beitrag im Kampf gegen die Macht der Lebensmittelkonzerne. Man müsste die Besitzverhältnisse ändern. Aber das steht nicht in meiner Macht.

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