- Kommentare
- Ehrenamtliche Hilfe für Flüchtlinge
Hilfe, die nicht ankommt
Die ehrenamtlichen Helfer*innen werden mit zielgerichteter offizieller Hilfe allein gelassen
Vor einer Woche war die Sache klar: »Unsere Wohnungen werden in den kommenden Wochen sehr gut gefüllt sein«, schreibt ein Freund mit zahlreichen Kontakten in die Ukraine. Auch ohne persönliche Verbindungen konnte daran kein Zweifel bestehen. Am Dienstag dauert der Krieg in der Ukraine sechs Tage. Dass Berlin neben Warschau ein Knotenpunkt werden würde auf der Flucht nach Westen, stand fest.
Und dennoch: An den Bahnhöfen helfen wieder diejenigen, die schon im Winter 2015/2016 das Chaos bewältigt haben, das die Institutionen mit Bürokratie und Verschlafenheit eher vergrößert als verringert haben. Auch im Fall der Flüchtlinge, die jetzt kommen, mahlen die Mühlen langsam. Es wird mit Formblättern gewedelt, statt knappe, einfache und vor allem hilfreiche Informationen zu liefern. Zwei Jahre ist seit Ausbruch der Pandemie über Krisenfestigkeit geredet worden, und wenn einige Hundert Flüchtlinge kommen, steht an den zentralen Ankunftsorten nicht mal eine Flasche Wasser parat. Aber wo soll behördliches Engagement auch herkommen? Die Flüchtlingsfeindlichkeit steckt im System. Daran ändern auch die schnell aufgelegten Aufnahmeprogramme nicht viel – nur die Menschen, die helfen und sich fragen, warum sie eigentlich allein am Gleis stehen.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.