Stopp, Herr Melnyk!

Daniel Lücking zu den Forderungen des ukrainischen Botschafters

Eine Luftbrücke, umfangreiche Waffenlieferungen und der EU-Beitritt: Auf allen Kanälen und am Donnerstag auch vor dem Berliner Abgeordnetenhaus ist derzeit der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk mit Forderungen präsent. Gut und richtig angesichts der Lage in der Ukraine, in der Krieg herrscht und die russischen Truppen mit dem Beschuss von Zivilbevölkerung und Krankenhäusern längst zum Prüffall am internationalen Strafgerichtshof wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen geworden sind.

Sein Engagement für das Land diskreditiert Melnyk aber zusehends selbst durch Polemik und den Weg, den seine Forderungen nehmen. Via Twitter warf er kürzlich Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern) Heuchelei vor, mutmaßlich, weil Entscheidungen zu den Nordstream-Pipelines nicht so schnell getroffen wurden, wie Melnyk das wünschte. »Am Montag hat mein Präsident Selenskyj mit Kanzler Scholz telefoniert. Es war, als ob man mit einer Wand gesprochen hätte«, attackierte Melnyk den Regierungschef persönlich. Es ging bei dem Telefonat um den Beitritt der Ukraine zur EU und um Embargoentscheidungen.

Teller und Rand - der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der neue ndPodcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Dass Melnyk auf die Entscheidung der deutschen Bundesregierung zu Waffenangeboten der Rüstungsindustrie drängt, hat mit Diplomatie nichts mehr zu tun. Waffenlieferungen kommen – je nach Umfang – einem Kriegseintritt Deutschlands, wenn nicht gar der Nato gleich. Wenn Melnyk sich direkt auf den Waffenkatalog der Rüstungsindustrie bezieht, ist das quasi Wirtschaftslobbyismus und eine eklatante Missachtung der Souveränität der deutschen Regierung. Von direkten Handlungsanweisungen an die Regierung, die einem Diplomaten nicht zustehen, ist Melnyk bei der Intensität seiner Auftritte offensichtlich nicht mehr weit entfernt.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal