Der Silicon-Valley-Oligarch

Elon Musk steigt mit der Twitter-Übernahme zum Regulierer auf

Ein Milliardär, der mit allem Möglichen Geld macht und irgendwann auch in den Mediensektor einsteigt – das wird russischen Oligarchen zugeschrieben. Für Tesla-Chef Elon Musk trifft das künftig auch zu. Doch ein Silicon-Valley-Oligarch ist nicht dank guter politischer Beziehungen zu Reichtum gekommen. Er besitzt keine protzige Luxusjacht, und er erwirbt auch nicht deshalb Medien, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und in die Politik einzusteigen. Der Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter hat eine andere Dimension: Musk kann künftig Regeln formen, unter denen sich Meinungen bilden. In einer Welt, in der jeglicher Blödsinn millionenfach geliked werden kann, ist das womöglich relevanter als das Medienimperium eines Silvio Berlusconi. Elon Musk ist kein Anhänger Donald Trumps, sondern eigentlich nur von sich selbst. Fake-News und Hasstiraden interessieren ihn genauso wenig wie eine Brandmauer gegen selbige.

Daher ist es äußerst bedenklich, wenn ein exzentrischer Unternehmer selbst die Grenze zwischen freier Hassäußerung und autoritär-staatlicher Zensur in der digitalen Meinungswelt ziehen kann. Eine solch heikle Regulierung, die im Westen in den Kinderschuhen steckt, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – nicht die eines Oligarchen aus dem Silicon Valley.

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