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Zynisches Urteil
Lisa Ecke über die Bertelsmann-Studie zu Ausbildungsperspektiven
Als »besonders pessimistisch« bezeichnen die Autoren und Autorinnen einer Bertelsmann-Studie Jugendliche mit niedrigem Schulabschluss. Jede und jeder zweite von ihnen gab an, den Eindruck zu haben, die Zahl der Ausbildungsplätze reiche nicht. Die Bezeichnung als »pessimistisch« ist angesichts der Lebenswirklichkeit der Befragten ziemlich zynisch. Schließlich sieht die Realität für Schülerinnen und Schüler mit Hauptschulabschluss genau so aus, wie von den Betroffenen befürchtet. Über ein Drittel der 20 bis 34-Jährigen mit Hauptschulabschluss haben keine Ausbildung. Und das, obwohl viele Ausbildungsstellen unbesetzt sind. Ihre Einschätzung ist keinesfalls pessimistisch, sondern realistisch. Zwar sind in vielen Bundesländern Hauptschulen als eigenständige Schulform abgeschafft, doch der entsprechende Abschluss existiert auch an Gesamtschulen weiterhin. Und damit das Stigma als dumm und unfähig.
Die lebenslange Armut ist für die meisten programmiert. So sehen zwölf Prozent der Befragten ihre Zukunft in der Erwerbslosigkeit. Zwar will die Ampel-Regierung eine Ausbildungsgarantie einführen. Doch wie diese aussehen soll, ist unklar. Und wer mit Hauptschulabschluss doch einen Job ergattert, kann sich auf mieseste Bedingungen einstellen.
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