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Milliardenfach kurzsichtig

Daniel Lücking zur vernachlässigten Katastrophenhilfe

Die Innenminister*innenkonferenz hat beschlossen, ein Kompetenzzentrum für Katastrophenschutz einzurichten. Es zeichnet sich ein Anfangsbudget von zehn Milliarden Euro ab, das in den nächsten Jahren in die Strukturen des Katastrophenschutzes fließen soll. So wichtig eine angemessene Reaktion auf die Ahrflut 2021 oder Tornadoverwüstungen in Ostwestfalen 2022 auch ist: Nur zehn Milliarden dafür aufzuwenden ist ein Witz.

Längst warnen Forschende vor einem Zeitalter neuer Krisen, in denen das Klima eine wesentliche Rolle spielt. Mit geradezu spielender Leichtigkeit versenkt die Bundesregierung 100 Milliarden in die Rüstungsindustrie und beschafft Kampfjets. Den massiven Mangel an Löschflugzeugen kompensiert das nicht, wie wir hoffentlich nicht erneut in diesem Sommer feststellen müssen, wenn wieder mehr Wälder brennen könnten, als freiwillige Feuerwehren und Bevölkerung löschen können.

Statt die 100 Milliarden in Militärgerät zu stecken, das in zivilen Krisen nicht zu gebrauchen ist, ist ein Umdenken nötig. Statt nur Sirenen auf Dächer zu bauen, braucht es schnelle Reaktionsfähigkeit bei IT-Krisen, die im vergangenen Jahr einen ganzen Landkreis lahm legten. Statt die Bevölkerung in die Aufnahme Geflüchteter einzubinden, brauchte es schnell verfügbare Containerdörfer und Versorgungseinrichtungen. Eingelagerte Panzer und Waffen kosten Platz, der sinnvoller für Baumaterial und Vorräte an Lebensmitteln und Sanitätsausrüstung genutzt werden sollte. Noch wirken die Ereignisse vereinzelt und erhöhen den Druck endlich umzudenken kaum. Dass Verteidigung gegen Katastrophen wichtiger werden wird, als Verteidigung gegen militärische Aggressoren, ist kein fernes Zukunftsszenario mehr. Jetzt nicht zu reagieren, wird uns mehr kosten, als 10 Milliarden. Und wohl auch mehr, als 100 Milliarden.

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