Viel zu langsam

Robert D. Meyer über den neuesten Verfassungsschutzbericht

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Gemessen an Horst Seehofer und Thomas de Maizière meistert Nancy Faeser (SPD) ihre Aufgaben als Bundesinnenministerin bisher vorbildlich. Allerdings liegt die angelegte Messlatte dermaßen niedrig, dass es ausgerechnet für eine Sozialdemokratin hochpeinlich wäre, eiferte sie ihren konservativen Amtsvorgängern bei der Verharmlosung der Gefahr von rechts nach. Genau dies tut Faeser nicht. Der Fokus ihrer Arbeit liegt deutlich auf der Bekämpfung des Rechtsextremismus, wenngleich ein im März verkündeter Aktionsplan auf seine wirkliche Umsetzung wartet und von einem versprochenen Gesetz, um Personen aus der extremen Rechten, die im Staatsdienst arbeiten, leichter entlassen zu können, noch nicht viel zu sehen ist.

Einen schwerwiegenden Fehler ihrer Vorgänger wiederholt sie allerdings. Viel zu langsam reagieren die Innenministerin und der Verfassungsschutz auf die Wandlungsfähigkeit der extremen Rechten und auf deren Bestrebungen, an (Protest-)Bewegungen anzuknüpfen. Bei Reichsbürger*innen und Selbstverwalter*innen wurde über Jahre so getan, als agierten hier gefährliche Einzelpersonen und kleine Gruppen. Den Netzwerken dahinter wurde keine Beachtung geschenkt. Sonst wäre den Behörden schneller aufgefallen, was antifaschistische Initiativen und Journalist*innen seit Langem berichten: Hinter fast jedem Siedlungsprojekt steckt irgendwo auch ein Nazi.

Innerhalb der Querdenken-Bewegung, die sich gerade von Corona als ihrem Hauptthema abzuwenden beginnt, ist es ähnlich. Die in Studien festgestellte hohe Affinität von AfD-Anhänger*innen zu dieser Bewegung ist nur ein Indiz von vielen, dass der Verfassungsschutz die Gefahr von rechts verharmlost, wenn er für Querdenken extra eine neue Kategorie erfindet.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal