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Kündigung wegen Wokeness
Die Journalistin Judith Sevinç Basad verlässt die »Bild«-Zeitung, weil sie sich nicht frei äußern könne
Für alle »Cancel Culture«-Interessierten fand sich am vergangenen Donnerstag auf Twitter ein geeigneter Aufreger. Die Journalistin Judith Sevinç Basad verkündete in einem Tweet ihre Kündigung bei der Bild-Zeitung und verwies auf ihren eigens für das Kündigungsschreiben eingerichteten Blog. Dort wendet sie sich direkt an Springer-Chef Mathias Döpfner, der sich ihrer Ansicht nach von der »inhaltslosen Propaganda einer woken Minderheit« habe »in die Knie zwingen« lassen.
Was war passiert? Döpfner hatte vor gut zwei Wochen zu einem Text Stellung genommen, der in der Welt erschienen war. Darin hatten fünf Wissenschaftler kritisiert, dass öffentlich-rechtliche Fernsehsender das Thema Transgeschlechtlichkeit in Kindersendungen ideologisch verzerrt darstellen würden. Hormontherapien und geschlechtsangleichende Operationen würden leichtfertig empfohlen; Nebenwirkungen der Behandlung sowie ihre Irreversibilität dabei verschwiegen.
Nachdem Kritik an dem Beitrag laut geworden war, distanzierte sich Döpfner. Er halte den Text für »unterirdisch«. Zudem bedauerte er, dass die Jobmesse »Sticks and Stones« den Springer-Verlag aufgrund des Vorfalls ausgeladen hatte.
Wie man nun in Basads Blogeintrag erfährt, hatte sie vorgehabt, sich in der Bild-Zeitung affirmativ zur Kritik an der medialen Aufbereitung von Transgeschlechtlichkeit zu äußern. Das wurde ihr von ihren Vorgesetzten verwehrt. Die Schuld an diesem Maulkorb schreibt sie nun »woken Aktivisten« zu, die Springer eingeschüchtert hätten.
Zweifellos ist Basads Kündigung ein öffentlichkeitswirksamer Coup. Die Verkaufszahlen von ihrem im letzten Jahr erschienenen Bestseller-Buch »Schäm dich!« wird sie voraussichtlich weiter steigern. Die Journalistin wettert darin gegen linke Identitätspolitik und vermeintliche Denkverbote. Von dem ökonomischen Konkurrenzsystem, das diese Haltungen erst hervorbringt, liest man wohlweislich nichts. Larissa Kunert
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