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Nur die Spitze
Moritz Wichmann über die tödlichen Außengrenzen von USA und EU
46 Migranten sind in Texas tot in einem Laster aufgefunden worden. Das zeigt, wie tödlich das Grenzregime im Süden der USA ist, weil Migranten genötigt sind, unsichere Fluchtwege zu nehmen – genauso wie die toten und misshandelten Migranten in Melilla am Wochenende zeigen, wie tödlich die EU-Außengrenze ist.
Doch beide Ereignisse sind nur die Spitze des Eisbergs. Ständig sterben Menschen bei der Flucht in die USA: Sie ertrinken beim Versuch, den Rio Grande zu durchschwimmen, sie verdursten in der Wüstenlandschaft des Grenzgebiets – oder eben wenn sie die Hilfe von Schleppern annehmen müssen und sich in enge Lastwagen zwängen. Nur die schlimmsten Fälle wie jetzt generieren noch Medienaufmerksamkeit, einige Todesfälle fallen nicht auf und werden nicht einmal statistisch erfasst – was auch für die Fluchtroute über das Mittelmeer gilt. Angesichts dessen bleiben sowohl die (links)liberalen Rufe nach einem modernen Einwanderungsrecht als auch die linke Forderung nach grundsätzlich offenen Grenzen richtig: Migration gab es immer, wird es immer geben, es geht nur darum, wie lebensgefährlich sie ist.
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