Werbung
  • Politik
  • Politische Krise in Großbritannien

Überfällig

Ian King zum Rückzug von Boris Johnson als britischer Premier

  • Ian King, London
  • Lesedauer: 2 Min.

Großbritanniens Premier ist wirklich nicht schnell von Begriff: Es mussten erst 53 Tories in Spitzenämtern den Hut nehmen, bis Boris Johnson sein Festkrallen am Amt zähneknirschend aufgab. Sie machten ihm klar, dass er im fraktionsinternen Machtkampf der Konservativen keine Chance mehr hat. Ohne eine klare politische Linie zu regieren kann klappen, aber ohne Minister dazustehen, bedeutet das Aus für jedes Kabinett. 

Johnsons Verteidiger halten ihm zugute, die Parlamentswahl 2019 gegen Jeremy Corbyns Labour-Partei gewonnen, den Brexit durchgezogen und eine erfolgreiche Impfkampagne geführt zu haben. Doch Corbyn war kein starker Gegner, die knallharte Trennung von der EU hat ein wirtschaftliches und außenpolitisches Desaster angerichtet. Und mehr als 180.000 an Covid verstorbene Briten sind die einzige echte Führungsposition des Landes in Europa.

Johnsons Charakterschwächen sind von seinen Parteikollegen viel zu lange akzeptiert worden. Für sich und die Seinen lässt der gewohnheitsmäßige Lügner und schamlose Egoist andere Regeln gelten als für alle anderen Bürger Britanniens. Eine Reihe von Skandalen, von den Corona-Partys bis zur Beförderung des Grapschers Chris Pincher, machte das deutlich. Die letzte Verfehlung gab Johnson nun den Rest.

Bis ein Nachfolger bestimmt ist, will der britische Trump in Downing Street 10 ausharren. Als Kind wollte Johnson Weltkönig werden, als Regierungschef war eines seiner letzten Projekte, dem einjährigen Sohn Wilfred auf dem Gelände seiner Dienstresidenz Chequers ein Baumhaus bauen zu lassen – für 150.000 Pfund aus Steuermitteln. Daraus wird jetzt ein Luftschloss. Die Tories schicken Johnson in die Wüste, damit ihnen bei der nächsten Wahl in zwei Jahren nicht dasselbe Schicksal widerfährt.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal