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Bubatz auf Siegeskurs
In Berlin startet am Wochenende Deutschlands größte Hanf-Messe
Es war ein Tweet, der für Aufregung und Vorfreude in den sozialen Medien sorgte. »Eine Frage, die mir viele immer wieder stellen: ›Wann Bubatz legal?‹. Ich würde sagen: Bald«, twitterte FDP-Chef und Bundesfinanzminister Christian Lindner im vergangenen Mai. Mit »Bubatz« machte er sich dabei einen beliebten Szenebegriff für einen Joint zu eigen, der so noch nicht einmal im Duden steht. Im selben Monat startete die Bundesregierung die fachlichen Vorbereitungen für die Legalisierung von Marihuana. Zu Beginn der Legislaturperiode hatten die Regierungsparteien der Ampel vereinbart, eine »kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften« einzuführen.
Für eine Legalisierung spricht, dass Cannabis wohl besser kontrolliert werden könnte als bisher. Denn ungefährlich ist der berauschende Wirkstoff THC nicht. Ein UN-Bericht gibt an, Hanfwirkstoffe seien die Ursache für 30 Prozent der Drogentherapien in der EU. Außerdem wird immer öfter mit synthetischen Cannabinoiden gestreckt und der THC-Gehalt von Cannabis steigt. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), forderte etwa, eine THC-Obergrenze einzuführen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach vom Prinzip »Safety First«: Sicherheit und vor allem der Kinder- und Jugendschutz müssen bei der Freigabe von Cannabis gewahrt sein.
Neben der Kontrolle geht es bei der Legalisierung aber auch um Steuereinnahmen. Der Staat rechnet außerdem mit zusätzlichem Geld durch weniger Polizeieinsätze und Gerichtsverhandlungen in Cannabis-Fällen. Schätzungen sprechen von möglichen 4,7 Milliarden Euro in den Staatskassen. Die Regierung plant, den Gesetzentwurf zur Freigabe von Cannabis noch Ende dieses Jahres vorzulegen. Spätestens Anfang 2024 soll es dann soweit sein mit der Legalisierung.
Diese gilt dann auch für Produkte mit dem Wirkstoff Cannabidiol (kurz: CBD), die aus dem nicht berauschenden Teil der Hanf-Pflanze hergestellt werden und kein bis kaum THC enthalten. CBD-Produkte sollen bei Schmerzen, aber auch bei Schlafstörungen, Angstzuständen und Depressionen helfen. Obwohl die Rechtslage für diese Produkte bisher unübersichtlich ist, ist ihr Markt in den letzten Jahren rasant gewachsen. Laut der Online-Plattform Statista wurden 2020 auf dem legalen Cannabis-Markt in Europa rund 230,7 Millionen Euro umgesetzt. Prognostiziert wird, dass sich die Umsätze bis zum Jahr 2025 mehr als verzehnfachen.
»Angekündigte Cannabis-Freigabe der Ampel macht Berlin zu Europas Hanf-Hauptstadt«, titelt nun Deutschlands größte Hanfmesse »Mary Jane« in ihrer Pressemitteilung. Die Messe findet am kommenden Wochenende in der Arena in Berlin-Treptow statt. Cannabis kann man hier (noch) nicht kaufen, dafür stehen CBD-Produkte im Mittelpunkt: als Öle, Kosmetikartikel oder zum Rauchen. Es gibt auch ungewöhnliche Produkte wie CBD-Tampons, die durch ihre Beschichtung entkrampfend wirken sollen. Ein weiterer Bereich der Messe sind die sogenannten Growshops, mit denen man zu Hause anbauen kann sowie dazu gehörende Produkte rund um Erde, Dünger, Lampen, Lüftung und Bewässerung. Auch Rauchequipment wie zum Beispiel Pfeifen oder Aktivkohlefilter aus nachhaltigen Rohstoffen lassen die Herzen von Kiffer*innen höherschlagen.
Das Logo der Messe ist die geflügelte Figur der Berliner Siegessäule, die ein Hanfblatt in der Hand hält. Die Siegessymbolik trifft es gut, denn auch die Messe ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Im ersten Jahr waren es nur 70 Aussteller*innen und knapp 8000 Besucher*innen. Dieses Jahr sind es über 300 Aussteller*innen und es wird mit mehr als 24 000 Besucher*innen gerechnet. »Man kann einfach sagen, dieses Thema Cannabis ist jetzt endlich im Mainstream angekommen«, fasst Nhung Nguyen, Administratorin der »Mary Jane«, bei einer digitalen Presserunde im Vorfeld der Messe zusammen. Dies zeige sich auch an dem zunehmend diversen Publikum auf der Messe, zu der schon lange nicht mehr nur junge Leute kommen.
Kleine Start-ups und auch etablierte Unternehmen wollen dieses Jahr die Messe dafür nutzen, sich auf die kommende Legalisierung vorzubereiten und um mit ihrem späteren Zielpublikum in Kontakt zu kommen. »Wir erwarten ähnliche Effekte wie in Kanada«, sagt Nguyen. Dort wurde Cannabis bereits 2018 legalisiert. Der Freizeit-Konsum von Cannabis habe sich im darauf folgenden Jahr mehr als verdreifacht.
Auch der medizinische Markt bereitet sich auf die Legalisierung vor. Seit 2017 übernehmen Krankenkassen die Kosten für Medikamente aus Cannabis. Bisher können Cannabisarzneimittel allerdings nur im Einzelfall als Therapiealternative bei Patient*innen mit schwerwiegenden Erkrankungen verschrieben werden. Dennoch wurden 2021 bereits 20,6 Tonnen Cannabis zu medizinischen und wissenschaftlichen Zwecken nach Deutschland importiert. Wie die Legalisierung die gesellschaftliche Bedeutung von Cannabis verändert, ist noch nicht abzusehen. Der Comedian Aurel Mertz aber schreibt auf Twitter: »Wenn jetzt noch Markus Söder ›Bubatz‹ sagt, hat eh keiner mehr bock auf kiffen.«
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