- Kommentare
- Cybersicherheit
Bedingt abwehrbereit
Robert D. Meyer über die Cybersicherheit in Deutschland
Man stelle sich kurz vor, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ruft im Kanzleramt an und bittet um eine sehr kurzfristige Schalte zwischen den Regierungschef*innen der Mitgliedsstaaten. Stoltenberg bekommt als Antwort: Die Schalte muss warten, Olaf Scholz muss mal eben rüber ins Verteidigungsministerium, weil es im Kanzleramt keine abhörsichere IT-Infrastruktur gibt.
Dieses Szenario beschreibt pointiert, wie es um Deutschlands digitale Sicherheit steht. Kurz gesagt: nicht besonders gut. Wenn Innenministerin Nancy Faeser in den Bundesbehörden und Ministerien nun einheitliche Standards schaffen will, fragt man sich schon, was für naive, technikfremde Laien ihre Amtsvorgänger gewesen sind. Ob Horst Seehofer auch auf eine Mail eines kenianischen Prinzen reagiert hätte, der ihm zehn Millionen US-Dollar verspricht?
Faeser sollte sich auf die Verteidigung gegen Cyberattacken konzentrieren. Eine Erlaubnis für staatliche Stellen, Angreifende zu attackieren, darf es dagegen nicht geben. Ist diese digitale Büchse der Pandora einmal geöffnet, dann lässt sie sich nicht mehr schließen.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.