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Politikerin mit Moral
Nancy Pelosi ist auf einer heiklen Asienreise unterwegs
Nancy Pelosi, Führerin des US-Repräsentantenhauses, ist nach Asien aufgebrochen. Von der angekündigten Stippvisite nach Taiwan haben Pentagon und Präsident abgeraten. Pelosi war immer selbstbewusst, auch weil sie stets politisch wirkte. Die Abgeordnete aus San Francisco lernte auf den Straßen des Einwandererviertels »Little Italy« in Baltimore und von ihrer Mutter, der Frau des Bürgermeisters, wie Politik funktioniert. Die führte darüber Buch, wer wem was schuldet und war Anlaufstelle für die Arbeitslosen des Viertels. Das Prinzip von Belohnen und Strafen machte die erste weibliche Mehrheitsführerin des US-Parlaments zur Grundlage ihrer Amtsführung.
Als junge Frau träumte Pelosi von einem Jurastudium. Sie heiratete aber den Geschäftsmann Paul und zog fünf Kinder auf. Erst als diese aus dem Hause waren, wurde sie 1987 in den Kongress gewählt. Davor war sie aber bereits die mächtigste Geldbeschafferin der kalifornischen Demokraten. Und Teil jener Kräfte um Bill Clinton, die das Zentrum der Partei
von den einst gewerkschaftlich organisierten Massen hin zur Wall Street verlegten. Geld wurde so wichtig wie Wähler.
Jetzt, gegen Ende ihrer Karriere, will die 82-Jährige zeigen, dass sie auch zu Höherem befähigt gewesen wäre und dass sie ihren moralischen Kompass behalten hat. Schon 1991 stand Pelosi auf dem Tian’anmen-Platz in Peking und entrollte ein Transparent für »diejenigen, die für die Demokratie gestorben sind«. 2015 besuchte die Unterstützerin des Dalai Lama die tibetische Hauptstadt Lhasa. 2018 kanzelte sie Donald Trump im Weißen Haus ab und verließ das Treffen im mittlerweile legendären orangen Trenchcoat und mit großer Sonnenbrille. Die Kräfteverhältnisse in Asien haben sich mittlerweile stark verschoben, wurde Pelosi vor ihrem Abflug ermahnt. Wagt sie dennoch den Besuch in Taiwan?
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