- Kultur
- Typisch Sommer
Party oder Pauken?
Nichts ist schlimmer als in den Sommerferien lernen zu müssen
Zu den allergrößten Sommervermiesern gehört die Nachprüfung. Da beginnt also die längste unterrichtsfreie Zeit des Jahres und man selbst behelligt sich (und die nächste Umgebung) mit der mehr oder weniger bangen Frage, ob man an einem Tag in der letzten Ferienwoche noch das drohende Sitzenbleiben abwenden kann.
Es sind meistens die gleichen Lehrer*innentypen, bei denen die Schüler (und die beisitzenden Kolleg*innen) in eine Nachprüfung rauschen. Entweder haben sie – die jeweiligen Lehrkräfte – keine genaue Übersicht über die eigene Notengebung oder sie wissen so gut wie nichts über die Noten in den anderen Fächern des betreffenden Schülers. Und es sind deshalb auch so gut wie immer die gleichen wohl informierten Lehrer*innen, die nur mit ganz wenigen oder gar keinen Nachprüfungen durch ihre Schullaufbahn kommen. Ansonsten glaube ich immer noch an meinen alten Klassenlehrer, der schon damals trocken meinte: »Wenn wir einen Schüler sitzenbleiben lassen wollen, dann bleibt der auch sitzen.« Es war eine reine Jungenschule, deshalb hat der nicht gegendert.
Am einfachsten kommt man durch die Sommerferien, indem man sich nicht sonderlich viel von der Nachprüfung erhofft und glaubt, sie mit dem bisherigen Kenntnisstand bewältigen zu können. Aber dann sind da ja noch die größten Endgegner auf jedem Pubertätslevel: die Eltern!
Denn die müssen ja jetzt besänftigt werden mit einer spezifischen Form des Aktionismus oder vergleichbaren Aktivitäten, die einen solchen Aktionismus elternplausibel simulieren. Also kurz: Der Blick in ein Buch sieht immer noch attraktiver aus als dass man mühsam erklärt, man lerne im Internet für die Nachprüfung.
Aber egal welche Taktik man da wählt, die Sommerferien sind hin. Keines der Bücher mitnehmen oder gleich drei? Jeden Tag eine Stunde büffeln oder in die Sonne blinzeln? Party oder Pauken? Alles Fragen, auf die es überhaupt nicht die eine Antwort gibt.
Und dann, am entscheidenden Tag, in der letzten Woche der Ferien, wenn die anderen vielleicht noch kräftig feiern, kommt es zum Showdown, der – wie so gut wie alle Showdowns – ziemlich zügig über die Bühne geht. Danach weiß man, ob man in der nächsten Woche mit den meisten der früheren Mitstreiter*innen weiterlernen darf oder ob man sich an viele neue Gesichter gewöhnen muss. Und ob die sich an dich gewöhnen müssen.
Nachprüfung: Wer, wann und warum eine Nachprüfung machen muss oder darf, das ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Föderalismus, Baby!
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.