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Freibäder sind sozialer Raum

Ruhe und Entspannung erwartet Claudia Krieg im Freibad nicht

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Am Freibadbesuch scheiden sich die Geister: »Auf keinen Fall«, sagen die einen, »Nichts lieber als das«, die anderen. Und dann wird ins Rennen geworfen: die Omnipräsenz überbordender Männlichkeit in Shampoodüften und Gehabe versus Wiesen- und Waldnote. Pommes- und Eisgenuss satt versus wespenfreie, gesunde und auch noch billige Selbstversorgung. Blaues Glitzern im überschaubaren Becken versus flitzende Fische und Sand unter den Füßen. Und wo in der Region mehr tätowierte Nazi-Hools anzutreffen sind, ist in der Hinsicht nicht ganz ausgemacht.

Dazwischen gibt es aber auch viele, denen in der Großstadt nicht viel anderes übrig bleibt, wenn das Thermometer schnell immer höher klettert und die Aussicht auf den langen heißen Weg zu einem der Seen im Umland abschreckt oder einfach Mobilität, Zeit und Kraft nicht ausreichen, sich dorthin aufzumachen. Gerade in Kiezen mit vielen Familien, Kindern und Jugendlichen, denen eine aufwändigere Freizeitgestaltung verwehrt ist, sind Menschen auf Freibäder angewiesen – auch abseits besonders heißer Tage. So werden die Liegewiesen, Beckenränder und Wasserflächen zum sozialen Raum. Wer aus welchen Gründen auch immer für sich reklamiert, ein besonderes Anrecht darin und darauf zu haben, muss diese Ansprüche an die Realitäten anpassen.

Fakt ist: Wenn die Schwimmbäder faktisch überfüllt sind, kann nicht jeder Streit rechtzeitig bemerkt beziehungsweise geschlichtet werden. Die Einlassmodalitäten sind oft enorm unpraktisch geregelt und die Leute fertig mit den Nerven, bevor sie überhaupt die Füße im Wasser haben. Genauso wenig reichen bei Tausenden Besucher*innen eine Handvoll Schließfächer oder zu wenig überfordertes Badepersonal. Es ist vielmehr die Enge der Großstadt, die hier allen auf die meist nackten Füße fällt. Und da hilft eben nur in Ausnahmefällen die Polizei, sondern vielmehr eine bessere Ausstattung und mehr Schwimmmöglichkeiten. Dies zu verbessern, ist allerdings Aufgabe der Politik.

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