Vorläufige Entwarnung fürs Haff

Wasserproben sind bisher unauffällig und tote Fische nicht angekommen

Die Sorge war groß im Nordosten, dass das Fischsterben in der Oder, die in das Stettiner Haff mündet, dieses und schließlich auch die Ostsee betreffen könnte. Neben der Flora und Fauna würde vor allem der Tourismus in Mitleidenschaft gezogen werden. Das heißt: noch mehr, denn schon allein, dass die Landesregierung in den letzten Tagen für das Haff vorsichtshalber von Baden, Angeln und Wasserentnahme abgeraten hatte, schreckte Touristen wie Touristiker auf.

Doch am Freitag konnte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD) Entwarnung geben – vorläufig zumindest. Nach der Analyse von Gewässerproben, die laut Umweltministerium nach Bekanntwerden der Geschehnisse in der Oder im deutschen Teil des Stettiner Haffs entnommen worden waren, zeigten sich demnach bislang keine Auswirkungen auf das Küstengewässer. Die Proben stammten vom 13., 15. und 18. August und seien auf 211 organische Schadstoffverbindungen, 20 Metall- und Schwermetallrichtungen und 10 Nährstoffverbindungen untersucht worden, so Backhaus. »Wir werden regelmäßig weiterbeproben, um Erkenntnisse im Zeitverlauf zu erhalten, aber für den Moment können wir ganz klar sagen, dass vom Wasser im Stettiner Haff keine Gefahr für Menschen oder Tiere ausgeht.« Auch tote Fische seien bisher nicht im Haff angekommen.

»Und wir werden alles dafür tun, dass das so bleibt«, versprach Backhaus. Ölsperren würden in den Ölwehrstützpunkten in Heiligendamm und Stralsund vorgehalten und könnten vom Technischen Hilfswerk sofort eingesetzt werden. Auch das Havariekommando in Cuxhaven sei alarmiert und habe für den Ernstfall Unterstützung zugesichert, so der Umweltminister. Allerdings betonte Backhaus auch, dass die Ergebnisse vorläufig seien und vorsorglich noch keine Entwarnung in Sachen Baden, Angeln und Wasserentnahme gegeben werden könne.

Zur Entwicklung des Fischsterbens in der Oder erklärte der Minister, dass man am Donnerstagabend die Information aus Polen erhalten habe, dass »die Front der toten Fische den südlichen Stadtrand von Stettin erreicht hat«. Damit sei die Welle der Belastungen ungefähr 60 Kilometer vom Haff und etwa 80 Kilometer von der Ostsee entfernt. »In der Woiwodschaft Westpommern wurden inzwischen 26 Sperren an 15 Standorten mit einer Länge von insgesamt 1935 Meter eingerichtet«, so Backhaus.

Tobias Woitendorf, Tourismusbeauftragter des Landes und Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern, hofft, dass nun die vorsichtshalber und vorläufig ausgesprochene Warnung vor dem Baden für das Stettiner Haff bald aufgehoben werden kann. »Wegen der unklaren Lage und Entwicklung besteht in der Tourismusbranche gerade am Stettiner Haff natürlich eine gewisse Verunsicherung. Es ist Sommersaison, dementsprechend sind viele Gäste in der Region«, so Woitendorf. Behörden, Verbände und Tourismusorganisationen klärten die Touristen bestmöglich auf. Der Tourismusbeauftragte betonte zudem, dass an den allermeisten Stellen der Ostseeküste und der Seen in Mecklenburg-Vorpommern Baden bedenkenlos möglich sei.

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