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Wer besonders leidet

Stefan Otto über den Lehrkräftemangel an den Schulen

Was in der Schulpolitik gerade geschieht, ist bemerkenswert: Die Erziehungsgewerkschaft GEW und Verbände weisen immer häufiger darauf hin, dass sich der Lehrermangel zuspitzt, und zwar in so dramatischer Weise, dass Grundfesten des Unterrichts zu wanken beginnen. Die Ausfallzeiten waren schon vor den Ferien gravierend, und die Situation wird sich noch weiter verschärfen. Die Überlastung der Pädagogen wird deutlich, wenn in einer Umfrage der Robert-Bosch-Stiftung mehr als jede zehnte Lehrkraft den Wunsch äußert, die wöchentliche Stundenzahl zu reduzieren, weil der Stress zu groß ist. Verschärft wird der Engpass noch durch die vielen Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine, die jetzt an die Schulen kommen. Auch sie müssen unterrichtet werden.

Rund 40 000 Lehrkräfte fehlen derzeit bundesweit. Zwar haben die Länder die Ausbildung an den Hochschulen ausgeweitet und zudem Programme für Quereinsteiger eingeführt. Aber es reicht nicht. In Hamburg etwa müsste jeder zehnte Abiturient sich dazu entscheiden, Lehrkraft zu werden, um den Mangel an den Schulen zu beheben. Das wird so schnell nicht passieren.

Es gibt Kinder, die mehr unter regelmäßigem Unterrichtsausfall oder größeren Klassen leiden als andere. Vor allem jene, die zu Hause wenig Unterstützung erfahren, trifft es besonders. Wieder einmal. Dies ist ohnehin das große Problem im deutschen Bildungssystem: Viele Kinder und Jugendliche bekommen nicht die Förderung, die sie eigentlich bräuchten – und haben in ihrem weiteren Leben nur eingeschränkte Möglichkeiten. Deshalb ist es so wichtig, dem Lehrkräftemangel mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu begegnen.

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