Unterwegs zum höchsten Baum Berlins

Die Leserwanderung des »nd« startet am 18. September von 9 bis 11 Uhr am S-Bahnhof Heiligensee

Auch Pferde? Ja, auch Pferde gibt es zu sehen entlang der Strecke der nd-Wanderung – und Rinder genauso.
Auch Pferde? Ja, auch Pferde gibt es zu sehen entlang der Strecke der nd-Wanderung – und Rinder genauso.

Von unten lässt sich das schwer erkennen. Die Kronen der anderen Bäume daneben erheben sich ebenfalls in sehr luftige Höhen. Doch diese Europäische Lärche soll mit ihren 42,5 Metern der höchste Baum Berlins sein. So verrät es eine rustikale Hinweistafel. Gepflanzt wurde die Lärche demnach 1795 unter Friedrich von Burgsdorf, damals seit drei Jahren Oberforstmeister der Kurmark Brandenburg. Im Tegeler Revier hatte er ausgedehnte Plantagen angelegt und einen Samenhandel eingerichtet, um ausländische Holzarten zu verbreiten. Der Umfang der Lärche ist mit 2,90 Metern beträchtlich. Doch den Spitznamen »Dicke Marie« hat sich ein Stück entfernt ebenfalls im Tegeler Forst eine Eiche verdient, die mit 800 bis 900 Jahren der älteste Baum Berlins ist.

Die 42,5 Meter hohe Lärche passieren am 18. September jene Teilnehmer der Leserwanderung des »nd«, die sich auf dem Weg vom Berliner S-Bahnhof Heiligensee zur Alten Waldschänke an der Karolinenstraße 9 strikt an die markierte Strecke halten. Die dicke Eiche bekommen sie dann aber entgegen den ursprünglichen Plänen unseres Wanderleiters Gerhard Wagner nicht zu Gesicht. Dafür müssten sie einen kleinen Umweg von etwa 25 Minuten in Kauf nehmen. Denn von der »dicken Marie« aus ginge es sonst nur auf einer Landstraße ohne Fußweg weiter zum Ziel. Das ist kein schöner Weg für eine Wanderung. Wagner hat deshalb noch eine andere Route ausfindig gemacht, die über zwei ordentliche Anstiege mitten durch den Forst führt.

Gestartet wird am Sonntag, dem 18. September, von 9 bis 11 Uhr. Der Stand, an dem es die Wanderkarten kostenlos gibt, ist diesmal überhaupt nicht zu verfehlen. Denn die S-Bahnstation Heiligensee verfügt nur über einen einzigen Ausgang, an dem wir uns platzieren werden. Ein behindertengerechter Zugang fehlt. Zwar gibt es am S-Bahnhof einen Aufzug. Aber dieser wird zurzeit repariert und das wird voraussichtlich noch bis Mitte Oktober dauern.

Acht Kilometer lang ist die ausgesuchte Wanderstrecke. Wem das nicht genug ist, der kann an zwei Stellen noch einen kleinen Schlenker von jeweils etwa anderthalb Kilometern machen. So käme er dann auf elf Kilometer.

Die nd-Leserwanderung hat eine lange Tradition. Die erste fand 1968 statt und seitdem gab es pro Jahr immer eine im Frühjahr und eine im Herbst. Erst im Frühjahr 2020 wurde die Frühjahrswanderung wegen der Corona-Pandemie auf den Herbst verschoben und auch im Frühjahr 2021 ereilte uns dieses Schicksal. Im Frühjahr 2022 waren dann nicht mehr das Coronavirus und die damit verbundenen Einschränkungen dafür verantwortlich, dass keine nd-Wanderung stattgefunden hat. Diesmal hing das mit dem Strukturumbruch bei unserer Tageszeitung zusammen, die seit 1. Januar 2022 nicht mehr von der Neues Deutschland Druckerei und Verlag GmbH herausgegeben wird, sondern von einer eigens gegründeten Genossenschaft.

Da in diesem Zusammenhang viel neu zu organisieren war und auch noch mehrere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Rente gingen, die sich in den zurückliegenden Jahren maßgeblich um die nd-Wanderung gekümmert hatten, war es leider einfach nicht zu schaffen. Es mangelt aber nicht am Willen und am Engagement jüngerer Kollegen, sich der Sache nun anzunehmen. Hier hat insbesondere die jetzt für Marketing und Veranstaltungen zuständige Paula Perschke in kürzester Frist noch etwas auf die Beine gestellt. So wenig Vorlauf wie diesmal hatten wir aber bei früheren nd-Wanderungen noch nie. Respekt!

Nun ist es aber so, dass die Gastronomie inzwischen bei größeren Veranstaltungen nicht mehr besonders flexibel ist und unter Personalmangel leidet, weil sich viele Köche und Kellner während der Pandemie andere Jobs mit günstigeren Arbeitszeiten und besserer Bezahlung gesucht haben und jetzt natürlich auch nicht mehr in den alten Beruf zurückkehren wollen. Von den als Ziel infrage kommenden Gaststätten wurden wir ausnahmslos gefragt, wie viele Teilnehmer kommen und nicht nur etwas trinken, sondern auch etwas essen werden.

Nach fast drei Jahren ohne eine reguläre nd-Wanderung – im Herbst 2020 endete die Wanderung gänzlich ohne gastronomisches Angebot, im Herbst 2021 war das Ziel der Innenhof des nd-Hochhauses – vermögen wir das selbst nicht mehr abzuschätzen. Wir bitten deshalb diejenigen, die in der Alten Waldschänke speisen wollen, sich spätestens bis 9. September bei uns zu melden und uns dies mitzuteilen. Dafür gibt es drei Möglichkeiten: per E-Mail (commune@nd-online.de), per Telefon montags bis freitags (030/2978-1622) oder im Internet (dasnd.de/Herbstwanderung).

Das ist neu. Altbekannt ist das Quiz unterwegs, bei dem es als Hauptpreis wieder ein Fahrrad zu gewinnen gibt. Vier Fragen gilt es richtig zu beantworten. Die Lösungen sind im vorliegenden Beitrag versteckt. Die Verlosung erfolgt am Ziel gegen 13.30 Uhr. Das ist eine Stunde früher als bisher üblich, aber es gibt ja diesmal keine gar so lange Stecke von 14 Kilometern. Wer möchte, kann natürlich nach der Verlosung noch länger im Gasthaus sitzen bleiben. Für die Heimfahrt bieten sich die Buslinien 124, 133 und 222 an. Sie verkehren alle in unmittelbarer Nähe der Alten Waldschänke an zwei verschiedenen Haltestellen und bringen Fahrgäste zum zwei Stationen entfernten U-Bahnhof Alt-Tegel. Die Busse der Linien 124 und 133 verkehren sonntags drei Mal in der Stunde, die der Linie 222 drei- bis viermal die Stunde. 

Unser Wanderleiter Gerhard Wagner hat sich noch einmal bereit gefunden, eine Strecke auszusuchen und zu markieren. Für das nächste Mal will der 72-Jährige diese Aufgabe in andere Hände legen. Aus gesundheitlichen und Altersgründen wird es ihm zu beschwerlich. Er möchte dann künftig zwangslos als Teilnehmer mitlaufen, solange dies noch geht. Seit 2009 kümmerte sich Gerhard Wagner um die Streckenmarkierung.

Mich kennen treue nd-Leser vielleicht von der Ausgabe der Startkarten, von den Vorankündigungen in der Zeitung und von den Berichten über die Leserwanderung am Montag danach. Meinen ersten Bericht über eine nd-Wanderung habe ich 1999 als noch junger Volontär verfasst. Es ging nach Hennigsdorf. Ich erinnere mich sehr gut daran. Inzwischen bin ich fast 50 Jahre alt. Es fehlen mir jetzt nur noch wenige Tage bis zum Geburtstag. Immerhin bin ich dann in einem Alter, in dem ich die Wanderung seitens der Redaktion noch gute 17 Jahre lang betreuen könnte. Wir werden sehen. 

Die Alte Waldschänke in Berlin-Tegel ist übrigens – noch ein Rekord – nach eigenen Angaben die älteste Gaststätte Berlins.

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