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Bezahlbar CO2-frei wohnen

Brandenburg sucht Ideen für eine klimaneutrale Zukunft

Angesichts von Klimawandel und Gaskrise sind technische Lösungen von Ingenieuren gefragt, den CO2-Austoß zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten zu reduzieren. Projekte aus Brandenburg können jetzt für einen Wettbewerb eingereicht werden. Denn die bekannten Methoden im Wohnungswesen, darunter die Wärmedämmung von Fassaden, stoßen an ihre Grenzen. Ab einem bestimmten Punkt wird jede bessere Dämmung gleich sehr viel teurer und erzielt nur noch geringe Einspareffekte bei den Heizkosten.

»Die Fixierung auf das Dämmen um jeden Preis zu beenden«, wünscht sich deshalb Maren Kern vom Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). Im BBU sind vorrangig Wohnungsgenossenschaften und kommunale Wohnungsgesellschaften organisiert, aber auch private Unternehmen. In Brandenburg hätten sie die CO2-Emissionen ihrer Quartiere gegenüber 1990 um 77 Prozent reduziert und dazu acht Milliarden Euro investiert, rechnet Kern vor. Aber das Erreichte sei noch nicht genug. »Je weniger Energie verbraucht wird, desto besser.« Bis 2045 möchte das Land Brandenburg klimaneutral sein. Schon bis 2030 sollen die CO2-Emissionen im Gebäudesektor halbiert werden.

Aber wie das anstellen, ohne das Haushaltsbudget der Mieter zu sprengen? »Wir gehen einer angespannten Zeit entgegen, weil unsere Kunden die Preise langsam nicht mehr bezahlen können«, sagt Thoralf Uebach, Geschäftsführer der Stadtwerke Neuruppin. Für seine Gegend fällt ihm da nichts ein außer Tiefengeothermie, also die Nutzung der Erdwärme. »Wir hätten Geothermie jetzt schon gern gehabt«, bekennt Uebach. »Dann hätte ich unsere Wohnungswirtschaft zu 60 Prozent von fossilen Brennstoffen befreien können.« Endlich werde es nun Fördermittel für Erdwärmeprojekte geben. Zwar werden damit nur 40 Prozent der Investitionssumme gedeckt. Aber Uebach winkt ab. Bei den Energiepreisen, »mit denen wir jetzt zu kämpfen haben«, rechne sich das auch so.

Uebach ist neben seiner Tätigkeit als Chef der Stadtwerke in Neuruppin noch stellvertretender Vorsitzender des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) in Berlin und Brandenburg. Gemeinsam mit dem Vermieterverband BBU und dem brandenburgischen Infrastrukturministerium veranstaltet der VKU jetzt einen Wettbewerb »Vision CO2-freies Quartier«. Gesucht sind Ideen, den Energieverbrauch zu reduzieren. Dabei ist klar, dass ein Gebäude in Brandenburg im Winter irgendwie geheizt werden muss und dass in der abendlichen Dunkelheit Licht brennen soll in den Wohnungen. Die dafür verwendete Energie soll dann aber aus erneuerbaren Energien erzeugt werden. Darum sollen sich für den Wettbewerb auch jeweils mindestens zwei Partner zusammentun. Das könnten dann ein Vermieter und ein Energieversorger sein, aber auch andere.

Die Wettbewerbsbeiträge müssen bis spätestens 21. November eingereicht sein, damit bereits am 8. Februar die drei Preise verliehen werden können. Dass in der kurzen Frist niemand ein schlüssiges Konzept neu entwickeln kann, ist den Beteiligten klar, als sie die Preise am Montag in einem Saal der Investitionsbank des Landes Brandenburg in Potsdam ausloben. Darum sind laufende Projekte genauso zugelassen wie solche, die in den vergangenen drei bis höchstens fünf Jahren schon abgeschlossen worden sind. Wie ein komplett CO2-freies Quartier mit bezahlbaren Mieten aussehen könnte, ist im Moment noch schleierhaft – darum das vorangestellte Wort »Vision«. Bestehende Gebäude so umzurüsten, dass sie klimaneutral sind, erfordert nach bisherigem Kenntnisstand nämlich erhebliche Investitionen. Die Faustregel lautet: Schon wenn der Vermieter 600 Euro in eine Wohnung steckt, steigt die Miete um drei Euro.

Den Wettbewerbsgewinnern winkt eine fachliche Unterstützung durch die Beratungsstelle klimafreundliche Kommune des Infrastrukturministeriums. Versprochen wird den Preisträgern darüber hinaus ein Kurzfilm über ihr Projekt. Um sich von allen Ideen etwas abschauen zu können, soll es außerdem eine Dokumentation sämtlicher Wettbewerbsbeiträge geben. Selbst wenn sich eine Idee als Irrweg herausstelle, ließe sich daraus lernen, damit nicht andere weiter in diese Sackgasse rennten, meint Uebach.

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