Der Mann mit den großen Spielzeugen

Der Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz ist im Alter von 78 Jahren gestorben

  • Stefan Schocher
  • Lesedauer: 3 Min.

Krating Daeng ist ein Getränk. In Thailand kam es 1975 auf den Markt. Als Dietrich Mateschitz 1982 in Thailand war, entdeckte er Krating Daeng. Mateschitz war damals Handelsvertreter von Jacobs Kaffee und galt als Marketingtalent. Er kaufte die Rechte von Krating Daeng, übernahm sogar das Logo und verpasste dem Elixier ein Image. Das war der Beginn von Red Bull – und der Beginn eines Eroberungsfeldzuges, der jetzt ein Ende gefunden hat: In der Nacht zum Sonntag verstarb Dietrich Mateschitz im Alter von 78 Jahren.

Zuletzt war es still geworden um den Milliardär. Es war auch zuvor schon vorgekommen, dass sich Mateschitz rar machte. Seit Monaten hatte es jedoch auch Gerüchte über eine schwere Krebserkrankung gegeben. Aber was Gerücht war und was nicht, das war in Zusammenhang mit Mateschitz seit jeher schwer zu unterscheiden. Er war ein gewiefter PR-Mann, der ein ganzes Imperium von Sportinstitutionen um sich scharte. Über ihn selbst war wenig bis nichts bekannt. Da gab es eine Mutter, von der er sagte, sie habe ihm immer Eier mitgegeben; er hatte eine vier Jahre ältere Schwester. Nicht unwichtig sind auch seine Ex-Partnerin und ein 1993 geborener Sohn. Beide sind im Konzern tätig. Sein Sohn Mark Mateschitz ist es, der jetzt zum Zug kommen und sein Erbe antreten dürfte.

Dietrich Mateschitz suchte nur selten das Scheinwerferlicht. Über ihn gibt es nur kurze Schlaglichter. Wenn er etwa aus dem 80 Kilometer entfernten Salzburg mit dem eigenen Jet ins Salzkammergut flog, um dort in eigenen Hotels oder Gaststätten Hof zu halten.

Dass sich Mateschitz 2017 offen für den Konservativen Sebastian Kurz von der ÖVP ins Zeug gelegt hat, kam völlig überraschend. Man könnte sagen: Es war zu einem Teil auch Mateschitz, der Sebastian Kurz Flügel verlieh. In einem Interview hatte er zum Beispiel »das unverzeihliche Ausmaß der politischen Fehleinschätzungen und Fehlentscheidungen bei der Nichtbewältigung der Flüchtlingswelle oder, besser gesagt, der Auswanderungswelle« kritisiert. Einher ging das mit Lob für Kurz.

Als sich dann aber der damalige FPÖ-Politiker Heinz Christian Strache im 2019 aufgetauchten Ibiza-Video als »Red-Bull-Brother from Austria« bezeichnete, war das der Anfang sehr heikler Zeiten. Denn infolge des Skandals rückten die ÖVP und ihre Parteikasse ins Visier. Da ging es um verdeckte Parteispenden an die ÖVP sowie Wahlkampfkosten im Jahr 2017, die um ein Vielfaches höher waren als erlaubt (13 Millionen anstatt 2,1 Millionen Euro). Mateschitz tauchte auf einer internen Liste vermeintlicher Großspender der ÖVP auf. Das passte so gar nicht in das sorgsam gepflegte und vor allem politikfreie Lifestyle-Image des Red-Bull-Konzerns.

Wo Mateschitz politisch stand, lässt sich anhand seiner Medienprojekte erahnen. Da sind auf der einen Seite seriöse Titel wie die Rechercheplattform Addendum oder das analytische Magazin »Pragmaticus«. Da ist aber auch der TV-Sender Servus TV. Gegen den läuft ein Verfahren der österreichischen Medienbehörde wegen seiner Berichterstattung über die Corona-Pandemie. Dem Sender wird vorgeworfen, verschwörungstheoretischen Weltanschauungen Raum zu bieten. Selbst sagte Mateschitz zu den Corona-Maßnahmen einmal: Diese kämen ihm vor, als würde ihm jemand ins Knie schießen und ihm dann einen Kredit für die Operation geben.

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