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Preis für Diesel künstlich erhöht

Agentur verhilft Konzernen zu Millionengewinnen

  • Martin Höfig
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Finanzdienstleister S & P Global Platts mit Sitz in London hat durch die Veränderung des Preisindex offenbar für ungerechtfertigte Preissteigerungen bei Diesel gesorgt. Dies geht aus einer aktuellen Recherche des Norddeutschen Rundfunks (NDR) hervor. Dieselkonzerne konnten so in Nordwesteuropa mehrere Hundert Millionen Euro an zusätzlichen Gewinnen einstreichen, während die Verbraucherinnen und Verbraucher an den Zapfsäulen abgezockt wurden.

S & P Global Platts hatte russischen Diesel schon im Sommer dieses Jahres aus dem Preismodell für Nordwesteuropa herausgerechnet, was das Angebot virtuell verknappte – obwohl russischer Diesel auf dem Markt war und nach wie vor ist. Durch diese Praxis befeuerte S & P Global Platts offenbar den starken Anstieg des Dieselpreises in diesem Jahr noch, wie die NDR-Recherche nahelegt. Platts gab an, keine Aussage zu Mehrgewinnen machen zu können, und verwies auf beteiligte Unternehmen. Diese verstecken sich jedoch zumeist hinter dem Geschäftsgeheimnis.

Einzelne Händler gaben indes anonym an, dass vor allem in der Mitte der Wertschöpfungskette von dem Vorgang profitiert wurde. Dies seien jene Unternehmen, die Rohöle verarbeiten: Raffineure, Hersteller der Fertigprodukte, Verarbeiter. Sie könnten weiterhin günstig russische Rohstoffe ankaufen und teurer verkaufen, bis am Ende der Kette die höheren Kosten komplett auf die Verbraucherinnen und Verbraucher abgewälzt würden. Doch auch Branchen, deren Geschäftsmodell auf Kraftstoffen beruht – etwa die Speditionsbranche –, geraten durch die Preisanstiege in Bedrängnis.

Agenturen wie Platts sammeln jeden Tag Informationen bei Dieselhändlern ein und ermitteln einen Tagespreis pro Tonne. Sie bilden daraus einen Index für eine bestimmte Region. Dieser Index ist dann eine wichtige Orientierung für den Markt und die Grundlage für alles, was nach Europa importiert wird.

Zumeist läuft der Handel mit Diesel über Jahresverträge. Beispielsweise sichert sich eine Tankstellenkette eine bestimmte Menge Diesel für das nächste Jahr bei einer Raffinerie oder einem Großhändler. Da Preise häufig stark schwanken, werden vorab keine Festpreise in die Verträge aufgenommen. Stattdessen einigen sich Käufer und Verkäufer auf den von einer unabhängigen Preisfindungsagentur bestimmten Betrag, der täglich neu bestimmt wird. In Deutschland ist das oft ein Index von Platts.

Falls die nun öffentlich gewordene Veränderung des Preisindex durch S & P Global Platts auf Betreiben mehrerer Ölfirmen zurückzuführen sei, wäre das zudem ein Fall für das Kartellamt. »Wenn man feststellen kann, dass das abgestimmt erfolgt ist, dann mache ich da kartellrechtlich ein sehr großes Fragezeichen dahinter«, sagte dazu der Jurist Christian Kersting dem NDR. Das Kartellamt wollte sich dem Sender gegenüber nicht äußern und teilte nur mit, es schaue sich Preisinformationsagenturen im Zuge einer laufenden Untersuchung an. Wann diese abgeschlossen sei, blieb aber offen.

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