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Megalomane im Sinkflug
Adidas beendet die Zusammenarbeit mit Kanye West
Waren es ethische Bedenken oder die Sorge um einen Umsatzeinbruch? Im Kapitalismus geht oft beides Hand in Hand. Daher war es wohl unumgänglich, dass der Sportartikelhersteller Adidas am Dienstag verkündete, seine Zusammenarbeit mit dem US-Rapper Kanye West, auch Ye genannt, einzustellen. Dieser war mit seiner Marke Yeezy, für die er Schuhe und Kleidung designt, für etwa 7,5 Prozent des Gesamtumsatzes verantwortlich. Allein in diesem Jahr sollte die Kooperation 1,7 Milliarden Euro Umsatz einspielen.
Doch West, der in seiner fast zwei Jahrzehnte andauernden Karriere immer wieder mit kontroversen politischen Positionen für Schlagzeilen sorgte, war nach einhelliger Medienmeinung am 9. Oktober zu weit gegangen. Nach bereits zuvor getätigten antisemitischen Einlassungen hatte er in einem Tweet geäußert, zwar gerade »schläfrig« zu sein, doch dass er, wenn er aufwache, »bei jüdischen Menschen auf Alarmstufe Gelb gehen« werde. Zudem bediente er sich eines Wortspiels: Statt »Defcon 3« (die erhöhte Alarmbereitschaftstufe des US-Militärs, auf die er sich bezog) schrieb er »death con 3« – eine Todesdrohung gegen Jüdinnen und Juden?
Die jüngsten Äußerungen mögen schockieren, doch ist verschwörungsideologisches Denken, das gemeinhin in vielen Fällen mit Antisemitismus einhergeht, bei dem Rapper nichts Neues: So behauptete er schon 2005 auf einer Konzerttour, dass die Aids-Epidemie absichtlich in Afrika entfesselt worden sei, um schwarze Menschen zu schädigen. Die Covid-19-Impfung bezeichnete er 2020 als »das Malzeichen des Tieres.« Und sagte im gleichen Atemzug: »Sie wollen uns Mikrochips implantieren und alles Mögliche machen, um uns den Einzug in den Himmel zu verwehren.« Laut Medienberichten leidet West, der von Kritikern hochgelobte Alben wie »Yeezus« oder »My Beautiful Dark Twisted Fantasy« produzierte, an einer bipolaren Störung.
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