Der Zoff um den Molkenmarkt geht weiter

Grüne und Linke sehen Berlins Ruf wegen Senatsbaudirektorin Kahlfeldt in Gefahr

  • Yannic Walther
  • Lesedauer: 3 Min.

„Es besteht die Gefahr, dass Berlin seinen Ruf verliert, was die Planungskultur betrifft», sagt Julian Schwarze am Montag im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses. Der Stadtentwicklungspolitiker der Grünenfraktion befürchtet, dass nach dem Skandal um den Molkenmarkt künftig Architekturbüros einen Bogen um Landesausschreibungen machen könnten. „In Foren diskutieren Architekten schon darüber, dass man sich in Berlin nicht mehr bewerben kann», sagt auch Katalin Gennburg von der Linksfraktion. „Es geht um die Reputation Berlins als Architekturstandort», macht sie noch einmal die Brisanz deutlich, die das Agieren von Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt (parteilos, für SPD) für sie hat. Im September ging, anders als erwartet, der Wettbewerb um die Neubebauung des Molkenmarkts ohne die Auswahl eines Siegerentwurfs zuende. 

Das sorgte für lautstarke Kritik, auch weil Dokumente wie der Auslobungstext beweisen, dass das so eigentlich nicht vorgesehen war. Gennburg zeigt sich am Montag unter anderem darüber empört, dass sowohl Wettbewerbs- als auch Werkstattverfahren, aus denen ein Sieger hervorgehen sollte, zu Gremien gemacht wurden, die nur eine beratende Rolle haben für die weitere Arbeit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. „Welches international renommierte Architektenbüro hätte sich denn bewerben sollen, wenn am Ende herauskommt, dass es nur eine Beratungsfunktion hat?» Auch ein unter anderem von zahlreichen Architekten unterzeichneter Aufruf kritisierte noch im September, dass durch die „willkürliche Beendigung» des Verfahrens die „hohen ideellen wie ökonomischen Investitionen aller an den Verfahren teilnehmenden Architekt*innen und insbesondere der Gewinner des Wettbewerbs» missachtet worden seien. 

Im Stadtentwicklungsausschuss stellt Kahlfeldt vor, wie es nun weitergehen soll. Wie bereits am Freitag beim Runden Tisch Liegenschaftspolitik von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung berichtet, verweist Kahlfeldt darauf, dass nun die Juryempfehlungen aus dem Werkstattverfahren schriftlich vorliegen. Einer der nächsten Schritte sei jetzt, ein Gestaltungshandbuch zu entwerfen. Das Interessante ist, dass noch im Februar, als Kahlfeldt im Stadtentwicklungsausschuss schon einmal das Verfahren für den Molkenmarkt vorstellte, von diesem Gestaltungshandbuch keine Rede war. 

„Ich glaube, hätten wir uns damals, als wir die Anhörung hatten, in die Zukunft gebeamt, wir wären auch alle davon ausgegangen, dass es einen Sieger gibt», ist sich Grünen-Politiker Schwarze sicher. Er spricht von einem „Planungsschaden», der durch den Verlauf des Verfahrens entstanden sei und den es nicht nur aufgrund der Rückmeldungen aus der Fachwelt, sondern auch wegen der großen städtebaulichen Bedeutung des Molkenmarkts zu beheben gelte. 2025 soll die konkrete Hochbauplanung beginnen, drei Jahre später plant Kahlfeldt die Realisierung der Neubebauung. „Das ist einiges an Zeit, um den Schaden zu heilen und das Verfahren wieder in Spur zu setzen», zeigt sich Schwarze hoffnungsvoll. 

Ob das mit der konservativen Architektin Petra Kahlfeldt als Senatsbaudirektorin und ihrer Nähe zur Rekonstruktionslobby gelingt, steht auf einem anderen Blatt. 

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