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Thorsten Alsleben: Der Antimoderne
Thorsten Alsleben wird neuer Geschäftsführer der INSM
Thorsten Alsleben beschreibt sich in seiner Twitter-Biografie als »konservativer Modernisierer«. Eine Selbstbeschreibung ähnlich kryptisch-nebulös wie Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Ein wenig nach Zukunft klingende Schlagworte verkaufen sich besser, egal ob dahinter Etikettenschwindel steckt. Wie das Sozial in INSM ist Modernität nicht der naheliegendste Begriff, um Alsleben zu charakterisieren. Ein Blick in die sozialen Netzwerke verrät, dass der 50-Jährige auf dem gleichen Pfad der reaktionären Radikalisierung schreitet wie die CDU unter Friedrich Merz. Alles kein Zufall: Alsleben ist nicht nur Parteimitglied, sondern bisher Hauptgeschäftsführer der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), jener Lobbygruppe, die besonders laut für einen CDU-Vorsitzenden Merz trommelte.
Jetzt, wo der Einfluss der MIT auf die Parteilinie so groß wie nie ist, widmet sich Alsleben neuen Aufgaben. Ab dem zweiten Quartal des nächsten Jahres übernimmt er die INSM-Geschäftsführung. Umorientieren muss sich der Ex-Journalist inhaltlich nicht, beide Lobbyverbände propagieren den schlanken Staat bei gleichzeitig engster Verbundenheit zur Industrie. Was bei der INSM nicht überrascht, wird sie doch vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall finanziert.
Der sollte genau hinschauen, wohin sich die INSM unter Alsleben entwickelt. Als die Lobbygruppe bei der letzten Bundestagswahl eine Anti-Grünen-Kampagne inszenierte, die Annalena Baerbock als Moses mit Steinplatten voll angeblich geplanter Verbote zeigte, sorgte das selbst in den Reihen der deutschen Unternehmensverbände für Unmut. Schließlich war da schon absehbar, dass die Grünen Teil der nächsten Bundesregierung sein würden. Unter Alsleben könnte die INSM diesen Krawallkurs fortsetzen. Auf Social Media polemisierte er zuletzt gegen die Proteste der Letzten Generation, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, das Gendern und ein Tempolimit.
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