Die Lücke füllt sich schnell

Nach namhaften Abgängen von Altstars preschen junge deutsche Biathleten zum Start des Winters vor

  • Andreas Morbach
  • Lesedauer: 4 Min.
Starker Saisoneinstieg: Roman Rees (r.) kam in vier Rennen viermal unter die besten Fünf.
Starker Saisoneinstieg: Roman Rees (r.) kam in vier Rennen viermal unter die besten Fünf.

Die Schneeflocken tanzten munter um Roman Rees herum, als der immer freundliche Schwarzwälder sein Fazit zur ersten Rennserie dieses Winters präsentierte. Als erfolgreichster Saisonstarter unter Deutschlands Biathleten fuhr der 29-Jährige in Kontiolahti in den Einzelwettkämpfen auf die Ränge drei, vier und – bei der abschließenden Verfolgung am Sonntag – fünf. Hinzu gesellte sich Platz zwei mit der Staffel, entsprechend frohlockte Rees nun: »Das war die beste Woche, die ich je hatte.«

Zufriedene Gesichter gab es beim Deutschen Skiverband (DSV) vor allem beim Blick auf das große Ganze: Nachdem im deutschen Männerteam in den vergangenen Jahren mit Simon Schempp, Arnd Peiffer und zuletzt Erik Lesser drei der »Großen Vier« ihre Karrieren beendet und als letzten Mohikaner Benedikt Doll zurückgelassen haben, scheint die gerissene Lücke schneller gefüllt als befürchtet. Was vor allem an David Zobel (26) und Justus Strelow (25) liegt, die sich recht zügig an den Gang ins Rampenlicht gewöhnt haben.

Aus Kontiolahti verabschiedete sich das Duo mit je zwei Fehlern bei 20 Schüssen, die sie beim Sieg des Norwegers Johannes Thingnes Bö auf die Ränge 8 und 13. beförderten. Routinier Doll schob sich als Zwölfter noch knapp vor Strelow – so dass Roman Rees (»Ich kam heute nicht auf Temperatur«) beim Blick auf das Gesamtergebnis vor der Weiterreise nach Hochfilzen festhielt: »Auch wenn du dich mal nicht richtig top fühlst, geht trotzdem was. Das gilt für die ganze Mannschaft – und das zeigt, dass in der Vorbereitung einiges gut gelaufen ist.«

Diese These bestätigte insbesondere Zobel, der Rees im Einzel über 20 Kilometer von Rang drei geschubst und damit gleich zum Auftakt in Finnland für den ersten Podiumsplatz der deutschen Biathleten im nacholympischen Winter gesorgt hatte. »Es läuft einfach. Den Flow muss ich mitnehmen und weiter drauf bleiben«, rüstete sich der gebürtige Oberbayer, der seit zwei Jahren in Oberhof trainiert, verbal bereits für die zweite Weltcupstation in Tirol.

Mit Rees, der den Sprung aufs Siegertreppchen als Sprint-Dritter am Samstag nachholte, und Zobel auf den Plätzen drei und fünf steht das Ensemble von Bundestrainer Mark Kirchner in der Gesamtwertung bislang blendend da. Zudem haben mit Rees, Zobel und Doll drei Teammitglieder die interne WM-Norm bereits geknackt. Und auch in der weiblichen Abteilung des DSV schoben sich in den Tagen von Kontiolahti zwei frische Gesichter in den Vordergrund.

Für das beste Ergebnis aus deutscher Sicht sorgte beim Schlusstusch am Sonntagnachmittag die schon in der Vorsaison überzeugende Vanessa Voigt: Beim Sieg der Französin Julia Simon im Jagdrennen wurde die 25-jährige Thüringerin Achte. Tags zuvor hatten aus dem Team von Chefcoach Kristian Mehringer bereits die schießstarke Anna Weidel als Fünfte und die 24-jährige Sophia Schneider auf Rang acht mit den besten Weltcupergebnissen ihrer Karrieren für Top-Platzierungen gesorgt – ehe sie in der Verfolgung auf die Ränge 17 und 23 abrutschten.

Dennoch gilt: Auch bei den deutschen Frauen ist die Erfolgslast nun breiter auf mehrere Schultern verteilt. Neben Voigt und Olympiasiegerin Denise Herrmann-Wick haben auch Weidel und Schneider schon in der ersten Weltcupwoche die sportliche Vorgabe ihres Verbands für die Erteilung eines WM-Tickets erfüllt. In dieser noch nie zuvor erprobten Besetzung stürmte das DSV-Quartett am Donnerstag zudem auf Platz zwei in der Staffelkonkurrenz. Für Sverre Olsbu Røiseland kommen diese frühen Ausrufezeichen jedoch nicht überraschend.

Gegenüber »nd« betonte der Mann der norwegischen Weltklasse-Biathletin Marte Olsbu Røiseland, seit Mai Co-Trainer bei den deutschen Frauen, schon vor dem ersten Startschuss in Finnland: »Wir hatten in der Vorbereitung auch viele jüngere Athletinnen aus dem B-Kader dabei, die große Fortschritte gemacht haben. Ich habe ein gutes Gefühl, denke aber auch, dass wir noch ruhig bleiben müssen.« Das gilt vor allem für Franziska Preuß. Die oft krankheitsanfällige Oberbayerin konnte aufgrund anhaltend gereizter Atemwege keines der in Kontiolahti geplanten Rennen absolvieren – und hofft nun auf die zweite Weltcupstation. Ab Donnerstag, in Hochfilzen.

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