Das neue Selbstbewusstsein der Arbeit

Auf dem Arbeitsmarkt werden sich die Kräfteverhältnisse wandeln

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Energiepreiskrise ist anders als andere Krisen: Während die Preise in die Höhe schießen, scheint sich die Krise auf dem Arbeitsmarkt nicht bemerkbar zu machen. Im Gegenteil: Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte hierzulande im Jahr 2022 einen Rekord von 45,6 Millionen Menschen. Denn das Kapital braucht ihre Arbeitskraft.

Folglich werden die immensen Kaufkraftverluste nur vorübergehender Natur sein. So rechnet etwa der Chefsvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg, Moritz Kraemer, mittelfristig mit einem Rückgang der Kluft zwischen Arm und Reich. Denn die Unternehmen werden schlicht gezwungen sein, ihren Beschäftigten höhere Löhne zu zahlen, um ihren profitgetriebenen Hunger nach Arbeit stillen zu können. Letztlich wird dies auch zu einem Selbstbewusstsein der Beschäftigen führen, einzufordern, was ihnen zusteht. Schließlich sind sie es, die ihre Arbeit hergeben, und nicht die Arbeitgeber – die sind die eigentlichen Arbeitnehmer, auch wenn dies die deutsche Sprache verschleiert.

Vielleicht setzt sich ja am Ende sogar die Einsicht durch, dass das Kapital zwar die Arbeit braucht, aber die Arbeit nicht das Kapital.

Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.

Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen

Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.