Lügen und Geheimnisse

Das frühe Klimawandelwissen von ExxonMobil

Dass Konzerne, die mit fossilen Brennstoffen ihr Geld machen, den Klimawandel kleinreden, ist klar. Um die fürs Geschäft bedrohlichen politischen Eingriffe zumindest zu bremsen, säte man über viele Jahre Zweifel: Ist der Klimawandel überhaupt von Menschen verursacht? Und ist die Rolle der Treibhausgasemissionen wirklich entscheidend? Beide Fragen sind wissenschaftlich längst mit Ja beantwortet, doch bis heute halten rechte politische Kräfte zumindest die Fragezeichen hoch, wenn nicht gar Neins.

Doch bei ExxonMobil ist die Sache noch schlimmer: Der US-Ölkonzern, der Think-Tanks von Klimawandelleugnern finanzierte, belog wider besseres Wissen die Öffentlichkeit. Bereits 2015 wurde enthüllt, dass man eigene Forschung geheimhielt. Der Konzern rechtfertigte sich bisher damit, dass die Ergebnisse mit zu großen Unsicherheiten behaftet gewesen seien. Spätestens jetzt ist diese Ausrede hinfällig. Klimaforscher aus Potsdam und Harvard haben die Materialien der Exxon-Wissenschaftler erstmals genauer unter die Lupe genommen und kommen zu einem verblüffenden Ergebnis: Die Projektionen seien sehr präzise gewesen und stimmten weitgehend mit der unabhängigen Forschung überein. Bereits 1977 habe man vorausgesagt, dass die Nutzung fossiler Brennstoffe ein »kohlendioxidinduziertes Superinterglazial« verursachen würde, also eine extreme Warmzeit.

Die jetzt im Fachblatt »Science« veröffentlichte Publikation lässt mehrere Schlussfolgerungen zu: Forschungsergebnisse sollten generell der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auch darf man Wortmeldungen von Konzernen nie trauen, was ein alter Hut ist. Aber die Studie könnte auch ganz handfeste Folgen für ExxonMobil haben: Gegen den Ölkonzern und andere laufen in den USA Verfahren wegen bewusster Täuschung. Dass es zu hohen Milliardenstrafen kommt, ist wahrscheinlicher geworden.

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