Rekordflüchtiger

Lang gesuchter Mafiaboss in Italien von Polizei geschnappt

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.

30 Jahre war Matteo Messina Denaro auf der Flucht. Er galt als meistgesuchter Anführer der Cosa Nostra, der sizilianischen Mafia, war zweimal in Abwesenheit wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Italienische Polizei und Carabinieri wussten nicht mal genau, wie er heute aussieht. Die letzten Bilder gehen zurück auf Anfang der 1990er Jahre. Bei der Fahndung hatte die Polizei nur Phantomzeichnungen oder Bilder zur Verfügung, die vom Computer generiert waren und die Alterung annähernd wiedergeben sollten. Laut italienischen Medien wurde er in einer Privatklinik in Palermo verhaftet, wo er sich einer Krebsbehandlung unterzogen haben soll. 

Matteo Messina Denaro herrschte als Mafiaboss über die Provinz Trapani, westlich von Palermo, und stammte aus dem kleinen Ort Castelvetrano. Die Familie war historisch verbündet mit den sogenannten Corleonesi von Totò Riina, des (verstorbenen) Bosses der Bosse. Messina Denaro wird unter anderem die Mitwirkung an den Mafia-Anschlägen in Rom, Mailand und Florenz im Jahr 1993 zur Last gelegt, bei denen insgesamt zehn Menschen getötet wurden. Nur Monate zuvor hatte die sizilianische Cosa Nostra die Anti-Mafia-Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino durch Bombenanschläge ermordet. Nach den Anschlägen 1993 tauchte Messina Denaro unter. 

Seinen ersten Mord beging Messina Denaro im Alter von 18 Jahren und soll Jahre später damit geprahlt haben, er könne mit den Menschen, die er eigenhändig getötet habe, »einen ganzen Friedhof füllen«. Zu seinen Opfern wird auch der kleine Giuseppe Di Matteo gezählt, Sohn eines Abtrünnigen, der nach fast zwei Jahren Haft erwürgt und in Säure aufgelöst wurde. Messina Denaro war der letzte flüchtige Mafiaboss »ersten Ranges«. Hunderte Polizisten und Carabinieri waren auf ihn angesetzt, immer wieder entkam er offenbar im letzten Moment. Die Festnahme beendet einen jahrzehntelangen Fluchtrekord.

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