- Politik
- Zwickauer Kreistag
Spurwechsel nach rechtsaußen
Sven Wöhl war einst in der Linken – nun ist er bei der AfD angekommen
Es gibt menschliche Entwicklungen, die zeichnen sich längerfristig am Horizont ab, ehe sie ihren Abschluss finden: Der Kommunalpolitiker Sven Wöhl ist so ein Fall. Seit kurzem ist der 50-Jährige parteiloses Mitglied der AfD-Fraktion im Zwickauer Kreistag. Dabei gehörte der studierte Betriebswirt viele Jahre der Linken an, wo er auf kommunaler Ebene seit 2008 eine durchaus beachtliche Karriere hinlegte. In der Partei hatte er verschiedene Ämter inne, war Stadtrat in Zwickau, Geschäftsführer der Linken-Ratsfraktion und Stadtverbandsvorsitzender.
2013 versuchte Wöhl den Sprung in die Landespolitik, kandierte erfolglos für den Landesvorstand der Linkspartei. In seiner damaligen Bewerbung gab er als Grund für seinen Eintritt an, er habe in täglichen Gesprächen »die vielen Ungerechtigkeiten und Fehler dieses Systems kennengelernt«, worauf aus seiner Sicht nur Die Linke die richtigen Antworten hatte.
Unumstößliche Gültigkeit besaß diese Überzeugung für Wöhl offensichtlich schon länger nicht mehr. Der Kommunalpolitiker mischte bei der von Sahra Wagenknecht initiierten Sammlungsbewegung »Aufstehen« mit, von der es ab Ende 2018 einen Ableger in Zwickau gab. Politisch gehalten hatte ihn dies nicht. 2021 kam es zum Bruch mit der Linksfraktion im Stadtrat und Kreistag sowie der Partei insgesamt.
Wohin seine politische Reise ihn führen würde, zeigte sich wenig später. Als die Chemnitzer AfD-Stadtratsfraktion im Frühjahr 2022 einen Geschäftsführer suchte, bewarb sich der Ex-Linke. Das Unterfangen blieb erfolglos, sorgte in der rechten Szene aber für Wirbel. In einem lokalen Onlineblog lästerte man über den »ideologischen Spurwechsel«. Dieser ließ sich bereits früher erahnen, sagt ein Mitglied der Zwickauer Linkspartei zu »nd«. Wöhl habe schon länger »engeren Kontakt« zur AfD gesucht, auch während seiner Zeit bei der Linken habe er nicht die Distanz zu Rechtsaußen bewahrt, die angemessen gewesen wäre.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.