Die tägliche Dosis Toleranz

Karlen Vesper amüsieren selbstgefällig-schlichte Studien

Alte Antennen auf einem Wohnhaus in Bernburg, Sachsen-Anhalt
Alte Antennen auf einem Wohnhaus in Bernburg, Sachsen-Anhalt

Keine Ahnung, ob das durch Selbstbedienungsmentalität angekratzte Image der Öffentlich-Rechtlichen Sender aufgebessert werden soll. Und natürlich sei den Damen und Herren Wissenschaftlern nicht auf den Schlips oder Rockzipfel getreten, doch getreu dem Motto »De omnibus dubitandum« (An allem ist zu zweifeln) Skepsis gestattet. 

Einer Umfrage der Universitäten Trier und Bremen zufolge sollen sich DDR-Bürger, die Zugang zu Westfernsehen hatten, auch Jahre später offener gegenüber Ausländern gezeigt, häufiger für Flüchtlinge gespendet und seltener fremdenfeindliche Parteien gewählt haben. Das mag Häme gegenüber den Menschen im »Tal der Ahnungslosen« befeuern, wird darob aber nicht glaubhafter. Nicht ökonomisch-soziale Faktoren würden regionale Unterschiede erklären, meint die vom Deutschlandfunk vorgestellte Studie, sondern: Im Westfernsehen spielte das Ausland eine viel größere Rolle als im Ostfernsehen. Und immunisierte gegen Intoleranz? Oh, wie schön. Man veabreiche, verordne kraft öffentlich-rechtlicher Wassersuppe simplen Geistern einmal täglich einen Auslandsreport und gebannt sind die Gesprenster von Fremdenhass und Rechtsradikalismus. 

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.