Die fatale Logik des Krieges

Mit dem Beschluss zu Panzerlieferungen unterwirft sich die Bundesregierung ein weiteres Mal dem Diktat des Militärischen

Nun ist die Entscheidung offenbar gefallen: Deutschland wird Leopard-Panzer an die Ukraine liefern, also an die Front dieses furchtbaren Krieges, und es wird anderen Staaten erlauben, deutsche Panzer ins Gefecht zu schicken. Auch wenn sich die SPD bemüht, das als eigenständigen, wohldurchdachten Schritt zu verkaufen – das Trommelfeuer (man kann es nicht anders nennen) der Rüstungsbefürworter aus Politik und Medien hat handfeste Folgen.

Niemand in dieser Ampel-Regierung redet mehr von weniger Waffenexporten in Konfliktregionen, niemand mehr spricht von der Beschränkung auf Defensivwaffen, niemand vom Verzicht auf sogenannte schwere Waffen. All das wurde in kürzester Zeit zu Makulatur. Wann hat die deutsche Regierung eigentlich zum letzten Mal versucht, eine diplomatische Initiative zur Beendigung dieses Krieges in Gang zu setzen? Kennt man das Wort Diplomatie noch im Auswärtigen Amt, oder sitzen in Annalena Baerbocks Umgebung nur noch Kriegsexperten? Natürlich ist so eine Lösung unendlich schwer zu erreichen, weil weder die russische noch die ukrainische Seite echtes Interesse daran zeigen, aber gerade deshalb wären solche Initiativen dringend nötig.

Denn was ist die Alternative? Weiter der Logik des Militärischen zu folgen, die sich schon tief in weite Teile von Politik und Gesellschaft hineingefressen hat? Das ist dann eine Kette ohne Ende. Bisher folgte auf jede neue Qualität der Rüstungslieferung sofort die nächste Forderung. Prompt ließ der ukrainische Präsident wissen, 14 Panzer seien zu wenig, der Bedarf sei größer. Die Nato will ihre Mitgliedsstaaten zu noch höheren Militärausgaben nötigen. Und der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk gab umgehend die nächste Bestellung auf: Sein Land brauche auch Kampfflugzeuge, Kriegsschiffe und U-Boote. Wo ist die Grenze? Ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Ruf nach Atomwaffen folgt?

Wohin das alles noch führen wird, weiß niemand. Im Moment gibt es viel mehr düstere Ahnungen als hoffnungsvolle. Denn es ist ja klar, dass der Krieg in der Ukraine längst ein globaler Großkonflikt geworden ist, und wer sich massiv einmischt – etwa mit immer mehr Waffenlieferungen –, der macht sich zur Kriegspartei. Dabei sagen Leute, die es beurteilen können, dass dieser Krieg militärisch von keiner Seite zu gewinnen ist. Und doch gibt es Kriegsgewinnler: Die Aktie des Rüstungskonzerns Rheinmetall etwa, der unter anderem die Leopard-Panzer herstellt, legte innerhalb eines Jahres um mehr als 150 Prozent zu und hat gute Aussichten, in den Dax aufzusteigen, die Königsklasse des deutschen Aktienhandels. Das zeigt: Krieg lohnt sich. Er war schon immer ein prächtiges Geschäft.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal