Arme Nazi-Kollaborateure?

Karlen Vesper ist besorgt über den Geschichtsrevisionismus in ehemaligen Sowjetrepubliken

Hilfe, wir haben deutsche Woche! Am Montag vor 90 Jahren wurde Hitler zum Kanzler ernannt, heute vor acht Dezennien traten Zigtausende Wehrmachtssoldaten den bitteren Weg in die Gefangenschaft an. Diese zwei Eckdaten finsterster deutscher Geschichte, Zeugnisse von Großmachtstreben und Großmäuigkeit, werden mittlerweile in der Bundesrepublik seriös erinnert.

Zuvörderst ist eigene Schuld zu benennen, ehe man eine solche andernorts anklagt. Europas Antifaschisten sind seit langem beunruhigt über die Aufmärsche zu Ehren lettischer SS-Verbände in Riga oder Fackelumzüge für Bandera in Kiew. Nun alarmiert die Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR), in Kirgistan sollen die »Turkistanische Legion« und die muslimische Waffen-SS rehabilitiert werden. Deren Mitglieder waren in der UdSSR wegen Kriegsverbrechen in Belorussland, Jugoslawien und Polen, darunter ihrer Teilnahme bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes, verurteilt worden. Ähnliche Intentionen gibt’s in Usbekistan und Kasachstan. Nazi-Kollaborateure betrauert als »Opfer des Stalinismus«? Ein fataler Geschichtsrevisionismus weitet sich aus, eng verknüpft einerseits mit antikommunistischen, andererseits mit antirussischen Feindbildern in ehemaligen Sowjetrepubliken.

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