Werbung

Humanität als Ausnahmefall

Aert van Riel zur internationalen Hilfe in Syrien und der Türkei

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Erdbeben hat zu großem Leid in der Türkei und in Syrien geführt. Etwa 23 Millionen Menschen sollen betroffen sein. Dass nun die internationale Hilfe anläuft, ist ohne Einschränkung zu begrüßen. Sie zeigt, dass Menschenleben in der Region, deren Einwohner immer wieder von militärischen Konflikten bedroht sind, unter bestimmten Umständen doch etwas zählen. Obwohl sie mit Syrien verfeindet sind, haben nun auch westliche Staaten wie die Bundesrepublik angekündigt, Millionenbeträge zur Verfügung zu stellen.

Tausende sind bereits tot, viele können noch aus den Trümmern gerettet werden. Dass der Westen sein Herz für die gesamte syrische Bevölkerung entdeckt hat, ist allerdings zweifelhaft. So trafen die westlichen Sanktionen bisher vor allem die Zivilbevölkerung, nicht aber die Staatsführung von Präsident Baschar Al-Assad. Menschen dürfen nicht stellvertretend für die Politik ihrer autoritären Herrscher bestraft werden. Diese Maxime gilt aus westlicher Sicht nur dann, wenn erschreckende Bilder einer Naturkatastrophe über den Bildschirm flimmern.

Dass diese Mitmenschlichkeit leider nicht die Regel, sondern ein Ausnahmefall ist, zeigt auch ein weiteres Beispiel. Die russische Regierung hat ebenfalls sowohl in der Türkei als auch in Syrien ihre Bereitschaft zur Hilfe erklärt. Erinnert sei daran, dass Russland noch vor wenigen Jahren während des Krieges im letztgenannten Land nicht nur die Terrormiliz Islamischer Staat und weitere Islamisten, sondern auch zivile Ziele bombardiert hatte. In der Ukraine demonstriert das russische Militär zurzeit, was es einst auch in Syrien praktiziert hatte. Sich nun als Helfer zu inszenieren, ist zynisch. Eine Alternative dazu gibt es für die Betroffenen aber nicht.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.