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Truppe hat Feuerproblem

Täglich fünf Brände auf Übungsplätzen

Das Feuerproblem auf Truppenübungsplätzen der Bundeswehr ist weit umfangreicher als bislang bekannt. Insgesamt zählt das Verteidigungsministerium für das vergangene Jahr 1994 Brände, die infolge von Schießübungen oder aus anderen Gründen ausbrachen. Davon waren fast sieben Millionen Quadratmeter Fläche betroffen.

Die Angaben stammen aus der Antwort auf eine Schriftliche Frage des verteidigungspolitischen Sprechers und stellvertretenden Vorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag, Ali Al-Dailami. Einer der Hintergründe der Anfrage war der Moorbrand im Herbst 2018 in einem Naturschutzgebiet bei Meppen im Emsland. Nach Raketentests im Auftrag der Bundeswehr auf rund 1000 Hektar hatte dort einen ganzen Monat lang ein Feuer geschwelt. An der Löschung waren damals bis zu 1700 Einsatzkräfte beteiligt.

In der Antwort macht das Ministerium Angaben zu zwölf Truppenübungsplätzen in verschiedenen Bundesländern, darunter Bergen, Lehnin, Munster und Putlos. Mit 1860 Vorfällen ereigneten sich die meisten Brände auf Gelände mit Wald, Gras, Moor oder anderer Vegetation. Außerdem brannten 19 Gebäude und 26 Fahrzeuge, davon sieben Panzer.

Eines der größten Feuer im vergangenen Jahr betraf den Truppenübungsplatz in Baumholder in Rheinland-Pfalz, das unter anderem auf einem Artillerieschießplatz ausgebrochen sein soll. Insgesamt standen dort über 200 Hektar in Flammen. Die Bekämpfung derartiger Brände wird durch herumliegende Munition erschwert, die bei der starken Hitze explodieren kann.

»Durch eine Fläche von mehr als 1000 abgefackelten Fußballfeldern im letzten Jahr und durchschnittlich mehr als fünf Bränden pro Tag wird klar, dass die Bundeswehr bei Planung und Durchführung von Schießübungen grob fahrlässig und dilettantisch handelt«, kommentiert Ali Al-Dailami die Antwort des Verteidigungsministeriums. »Wieder und wieder das Abfackeln ganzer Waldflächen in Kauf zu nehmen, ist unverantwortlich«, sagt Al-Dailami und kritisiert eine »katastrophale Gleichgültigkeit gegenüber Umwelt und Natur«.

Zu den erfragten Brandursachen macht das Ministerium keine Angaben. Dazu würden »keine Unterlagen nachgehalten«, heißt es zur Begründung. Die Feuer werden nicht nur beim Schießtraining selbst ausgelöst. Die Patronenhülsen können beim regelmäßigen Mähen der Flächen Funkenschlag erzeugen, durch den sich trockenes Gras entzünden kann. Die Hülsen sollen deshalb von den Soldaten eingesammelt werden.

Die Frage nach Planungen, Schießtrainings bei akuter Waldbrandgefahr einzustellen, beantwortet das Ministerium ausweichend. Die Kommandantur der Truppenübungsplätze nehme zusammen mit der Feuerwehr der Bundeswehr eine »tagesaktuelle Bewertung zur Waldbrandgefahr« vor, heißt es dazu knapp.

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