Hilfe für ukrainische Kinderkliniken

Potsdamer Klinikgruppe liefert Geräte und schult Personal

Der Ärztliche Direktor Thomas Erler (3.v.l.) Im Simulationszentrum an der Berliner Straße
Der Ärztliche Direktor Thomas Erler (3.v.l.) Im Simulationszentrum an der Berliner Straße

Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine vor einem Jahr wurden allein im Osten des Landes mehr als 100 Krankenhäuser zerstört. Außerdem fehlt es an medizinischem Personal, weil die Ausbildung jetzt nur noch eingeschränkt möglich ist. Hinzu kommt, dass Ärzte und Krankenschwestern ins Ausland geflohen sind.

Seit Herbst vergangenen Jahres hilft die kommunale Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikgruppe mit ihren Möglichkeiten drei Kinderkliniken in Kiew, Dnipro und Kropyvnytskyi. Das Bundesgesundheitsministerium schießt dafür 800 000 Euro zu. Mehrere Hilfstransporte mit technischen Geräten sind auf den Weg gebracht worden, der letzte am 25. Januar.

»Der russische Angriffskrieg richtet sich jeden Tag gegen die ukrainische Zivilbevölkerung. Vor allem Kinder leiden unter den Bombeneinschlägen, diese Jungen und Mädchen brauchen unsere entschlossene Hilfe«, sagte am Donnerstagnachmittag Thomas Steffen, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium. Über 100 Millionen Euro habe sein Ressort bereits für Hilfsgüter zur Verfügung gestellt. Es gehe nicht nur darum, Waffen zu liefern und Menschen an diesen Waffen auszubilden. Notwendig sei auch Medizintechnik, für die ebenfalls ukrainisches Personal geschult werden müsse.

Bekommen haben die drei Kinderkliniken unter anderem je ein modernes Ultraschallgerät im Wert von 35 000 Euro pro Stück. Schulungen für Mediziner erfolgen an den Kinderkliniken über das Internet, die aus dem Simulationszentrum des Ernst-von-Bergmann-Klinikums in Potsdam geleitet werden. Beigebracht wird den Kollegen in der Ukraine beispielsweise die Reanimation von Säuglingen und Kleinkindern, das Legen von Infusionen, das Anlegen von Gipsverbänden und die Wundversorgung.

Geübt wird an extra gelieferten Puppen, die in Betten liegen und verkabelt sind, wie es etwa auch in einer echten Intensivstation der Fall wäre. So eine Puppe läuft zum Beispiel blau an, wenn der behandelnde Arzt einen Fehler macht. Zusätzlich gibt es noch Kurse, in denen bis jetzt 140 Psychiater und Psychotherapeuten für die Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen unterwiesen worden sind.

Das Ministerium sei der Ernst-von-Bergmann-Gruppe dankbar, erklärte Staatssekretär Steffen. »Mein Eindruck ist, die Ukraine braucht Sie und die Ukraine weiß das auch«, sagte Steffen dem Projektkoordinator Professor Thomas Erler. Dieser erläuterte in der Villa in der Berliner Straße in Potsdam, in der das Simulationszentrum untergebracht ist, wie die Schulungen ablaufen.

Die Trainer hier sprechen deutsch, die Auszubildenden in der Ukraine ebenfalls ihre Muttersprache. Simultandolmetscher sind zwischengeschaltet. »Wir haben die Sprachbarriere mit moderner Technik elegant überwinden können«, freute sich Erler. Am Donnerstag gab es wieder einen Online-Kurs. Erler betonte, die Ukraine habe »nicht hinter dem Mond gelebt«. Es habe dort bereits vor dem Krieg Simulationszentren gegeben, aber nicht in jeder Klinik.

Das Hilfsprojekt ist im Herbst nicht aus dem Nichts erwachsen. Er fußt auf Erfahrungen, die das Klinikum bereits seit 2016 mit mehreren Gemeinschaftsprojekten mit Partnern aus Kiew und Lviv sammelte.

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