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Valentins-Verächterin
Tatarstans Kinderombudsfrau Irina Wolynez kämpft für russische Feste
Sie sei schon als Kind sehr ambitioniert gewesen, sagen Wegbegleiter über Irina Wolynez. Schauspielerin, Chirurgin, Anwältin wollte die 44-Jährige aus der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tatarstan, Kasan, werden. Und landete zunächst im Journalismus, um dann über Umwege in die Politik einzusteigen. Kinder, Familie und insbesondere deren Werte wurden zum politischen Kampffeld von Wolynez, die sich als Älteste in einer Großfamilie um ihre Geschwister kümmerte.
Ihr Einsatz brachte der Vierfachmama den Spitznamen »Mutter der Rus« ein und sie selbst beinahe in höchste Sphären. 2018 kandidierte sie für das Präsidentenamt, zog dann aber doch zugunsten Wladimir Putins zurückzog. Anschließende Versuche, für verschiedene Parteien in verschiedene Regionalparlamente einzuziehen, scheiterten. 2020 schließlich schaffte Wolynez trotz heftiger Kritik auf den Posten der tatarischen Ombudsfrau für Kinder. Einer der Kritikpunkte: Als Studentin zog Wolynez im Fernsehen blank.
Als Ombudsfrau schoss sie sich zuletzt auf die Jury des russischen The Voice Kids-Ableger ein. Die propagiere Drogen, habe satanische Tattoos und schimpfe die ganze Zeit. Für Russlands Kinder die falschen Werte, ist Wolynez überzeugt.
Falsche, also westliche, Werte vermittelt auch der Valentinstag, meint die Ombudsfrau. Den könne man zwar nicht verbieten, aber auf »friedlichem Weg« ersetzen, das ginge schon, sagte sie tatarischen Medien. Der Staat solle die eigenen Feiertage stärker durchzusetzen und positiv besetzen, forderte Wolynez und postete auf Telegram ihre Intepretation des 14. Februar, die Befreiung von Luhansk durch die Rote Armee 1943. »Heute gibt es einen vernünftigen Feiertag und nicht irgendeinen Valentin«, schrieb sie dort und teilte ein Bild von Sowjetdiktator Josef Stalin und Marschall Kliment Woroschilow, beide von einem Herz eingefasst, umrandet mit Rosen.
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