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Dem Elend für Frauen im Kongo ein Ende setzen

Passy Mubalama wirbt für eine friedliche Konfliktlösung im Kongo

  • Judith Raupp
  • Lesedauer: 3 Min.
Internationaler Frauentag: Dem Elend für Frauen im Kongo ein Ende setzen

»Ich kann nicht anders«, sagt Passy Mubalama, wenn man sie fragt, weshalb sie mitten im Kriegsgebiet für Frauenrechte und Frieden kämpft. Mubalama wohnt in Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Dort kämpfen bewaffnete Gruppen seit bald 30 Jahren um Macht über die Bodenschätze. Gerade steht die Miliz M23 nur wenige Kilometer vor Mubalamas Heimatstadt. Die Miliz wird laut den Vereinten Nationen vom Nachbarland Ruanda unterstützt, das schon mehrmals im Kongo einmarschiert ist.

Im Kongo gibt es viele Rohstoffe, die für international begehrte Waren gebraucht werden. Beispielsweise lagern 80 Prozent der internationalen Coltan-Vorkommen im Ostkongo. Coltan steckt in jedem Handy und in jeder Batterie für Elektroautos.

Trotz des Reichtums ist die Mehrheit der 90 Millionen Kongoles*innen arm. Krieg, Korruption und Vetternwirtschaft blockieren Frieden und Wohlstand. Das will Mubalama nicht hinnehmen. »Es ist nicht normal, dass wir hungern, umgebracht und vergewaltigt werden«, sagt die Aktivistin. Seit sie denken kann, muss sie immer wieder vor Gewaltausbrüchen fliehen. Was andere zermürbt, spornt Mubalama an, dem Elend ein Ende zu setzen.

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Die studierte Entwicklungs- und Gender-Expertin war früher Journalistin und hat über das Schicksal vieler Frauen geschrieben, die von Milizen oder Regierungssoldaten vergewaltigt wurden. 2011 traf sie Frauen, Babys auf den Rücken gebunden, zusammengepfercht unter Plastikplanen in einem Flüchtlingslager. Sie zitterten vor Angst. In der Nacht waren Bewaffnete in das Lager eingedrungen, hatten das Wenige, was die geflüchteten Menschen hatten, geplündert und viele Frauen missbraucht. »Da wusste ich, dass ich mehr tun muss, als nur schreiben«, erzählt Mubalama.

So gründete sie die Organisation Aidprofen, sammelt seither Daten über sexuelle Gewalt, legt Politiker*innen die Berichte vor, und bietet vergewaltigten Frauen psychologischen, juristischen und materiellen Beistand. Sie fährt zudem in Dörfer, um die Frauen über ihre Rechte aufzuklären, zum Beispiel, dass sie ihren Ehemännern nicht für Sex zur Verfügung stehen müssen. »Wir sind keine Dienstmägde und keine Gebärmaschinen«, stellt Mubalama klar.

In ihrem hängen Fotos, die zeigen, wie Mubalama mit Frauen redet oder auf Konferenzen in den USA und Europa den Menschen im Globalen Norden berichtet, was in ihrer Heimat los ist.Vor allem ist Mubalama ständig unterwegs, um für eine friedliche Lösung von Konflikten zu werben. »Das fängt damit an, dass Mütter den Kindern zuhören und reden, statt zu schlagen«, findet sie. Auch könnten Frauen Kindersoldaten eher überzeugen, die Waffen niederzulegen als Männer. Deshalb bildet Mubalama sie zu Mediatorinnen aus.

Im Ostkongo finanzieren zahlreiche internationale Organisationen seit bald 30 Jahren Frauenprojekte. Und doch wird die Lage eher schlimmer als besser. Mubalama erklärt das so: Man bringe den Frauen bei zu schneidern, sie verdienten ein bisschen Geld, und dann würden oft andere entscheiden, was mit dem Geld passiert. »Solange Frauen nicht selbst wählen, wie sie leben wollen, wird es nie Gerechtigkeit geben«, sagt sie. Mubalama rührt an gesellschaftlichen Tabus und stört die Interessen so mancher mächtiger Männer. Sie wurde bedroht und verhaftet. Ihr Freund und ihre Mutter haben ständig Angst um sie. Aber aufgeben? Das ist keine Option für Mubalama.

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