Gerald Hetzel: Hang zum Drama

Der angebliche »Tourist« Gerald Hetzel ist in Israel mit Rechtsextremen unterwegs

Israel: Gerald Hetzel: Hang zum Drama

Vergangene Woche wurden in der Stadt Nablus in der Westbank zwei Deutsche offenbar von Steinewerfern attackiert. Die jungen Männer waren in einem israelischen Mietauto unterwegs, das von außen durch Kennzeichen und Aufkleber als solches erkennbar war. Der Angriff wurde auch in deutschen Medien ausführlich berichtet, dort erzählten die Betroffenen von ihrem »Gefühl von Todesangst« und dem zerstörten Fahrzeug. Aus der Situation herausgeholt wurden die beiden schließlich von einem Palästinenser, der die israelische Staatsangehörigkeit haben soll.

Steffen Seibert, neuer deutscher Botschafter in Tel Aviv, fand es »empörend und feige«, dass »ein Mob Touristen angreift, weil ihnen ihr Nummernschild nicht gefällt«.

Im Auto saß aber kein gewöhnlicher »Tourist«, sondern der deutsche Aktivist Gerald Hetzel, Mitglied der bundesweit in 53 Ortsgruppen aktiven Deutsch-Israelischen Gesellschaft. In der von ihm gegründeten Sektion Passau bedient der 26-Jährige Student den Mailaccount und beantwortet Anfragen darüber zeitnah.

Möglicherweise handelte es sich bei seiner Anwesenheit in Nablus um eine gezielte Provokation, darauf lassen frühere Aktivitäten Hetzels schließen. Er arbeitete mehrere Monate mit der rechtsextremen israelischen Organisation »Im Tirtzu« zusammen, das belegt ein Posting auf Instagram, voll des Lobes für den Deutschen.

Auf einem Video ist außerdem zu sehen, wie er mit einem T-Shirt der Organisation auf dem Tempelberg Süßigkeiten an Soldaten verteilt. Das Kleidungsstück habe er nur kurz übergestreift, meint Hetzel. Das ist wenig glaubhaft: Auf anderen Videos spaziert er mit dem gleichen T-Shirt provokativ durch palästinensische Ortschaften in der Westbank.

Am Dienstag war der junge Mann aus Passau schließlich mit einer Kamera zugegen, als rechtsextreme Israelis einen Protest von Breaking the Silence in Hebron attackiert haben. Kein deutscher »Tourist« also, sondern ein rechter Aktivist mit einem Hang zum Drama.

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