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Syrer im Ländle
Schwäbisches Dorf wählt Ryyan Alshebl aus Syrien zum Bürgermeister
Die Menschen im kleinen Dorf Ostelsheim im Landkreis Calw in Baden-Württemberg haben Ryyan Alshebl zum Bürgermeister gewählt. Wie die Gemeinde mitteilte, erhielt der syrische Geflüchtete mit 55,41 Prozent der Wählerstimmen die absolute Mehrheit.
Die Erfahrungen im Wahlkampf beschrieb der 29-Jährige als »überwiegend positiv«. Nach seinem Wahlsieg sagte er dem SWR: »Ostelsheim hat heute ein Zeichen der Toleranz und der Weltoffenheit für ganz Deutschland gesetzt.« In der Gemeinde mit rund 2500 Einwohner*innen sei Wirklichkeit geworden, was bislang überhaupt nicht selbstverständlich sei, so Alshebl weiter.
Alshebl wurde 1994 im südsyrischen as-Suwaida als Sohn einer Gymnasiallehrerin und eines Agraringenieurs geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst Finanzwissenschaft und Bankbetriebslehre, stand 2015 jedoch »wie viele Menschen meiner Generation in Syrien vor einem Dilemma«, wie er auf seiner Homepage schreibt: »Entweder muss ich den Kriegsdienst leisten und mich im Krieg verheizen lassen oder das Land verlassen und mich einem ungewissen Schicksal hingeben.« Alshebl entschied sich und floh 2015 aus Syrien.
Seit sieben Jahren arbeitet er als Verwaltungsangestellter im Rathaus der baden-württembergischen Gemeinde Althengstett. Ehrenamtlich engagiert er sich als Leiter der Abteilung Breitensport im örtlichen Sportverein. Seit 2017 ist er zudem Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen. Zur Bürgermeisterwahl trat er jedoch als unabhängiger Kandidat an. Als Bürgermeister hat er nun vor, nach Ostelsheim zu ziehen. Schwerpunkte seiner Arbeit sollen die Digitalisierung der Verwaltung, Vereinfachung von Bürokratie und mehr Angebote für Senior*innen werden. Auch möchte er den Ortskern von Ostelsheim aufwerten und die Arbeit der Kirchen unterstützen. Der wohl der erste syrische Bürgermeister im Südwesten Deutschlands hat sich also viel vorgenommen.
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