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Gen Z: Gekommen, um nicht zu bleiben

Unter 30-Jährige haben laut Befragungen hohe Ansprüche an ihre Arbeitsbedingungen

  • Lesedauer: 3 Min.

Sie werden auch »Generation Z«, kurz GenZ genannt: junge Menschen unter 30 Jahren, geboren zwischen Mitte der 1990er und 2010. Viel wird über ihre Sensibilität und Ängstlichkeit angesichts der herannahenden Klimakatastrophe geschrieben. Zugleich gelten sie als besonders anspruchsvoll im Job.

Am Donnerstag vom Online-Karriere- und Jobportal Xing veröffentlichte Ergebnisse mehrerer Studien scheinen Letzteres zu belegen. Darin wird auch eine wesentliche Ursache dafür benannt, dass Berufsanfänger es sich erlauben können, Forderungen zu stellen: Sie sind begehrt, weil überall Fachkräftemangel herrscht. Das unterscheidet sie von der »Generation Praktikum« der heute 40-Jährigen, deren Vertreter in der Hoffnung auf eine feste Anstellung über lange Zeit bereit waren, ohne Bezahlung zu arbeiten.

Folgerichtig ist die Loyalität zum Betrieb in dieser Alterskohorte deutlich geringer ausgeprägt als bei Älteren. »Diese Generation ist nicht gekommen, um lange bei einem Arbeitgeber zu bleiben«, sagt Arbeitsmarktexperte Julian Stahl von Xing. 14 Prozent seien aktiv auf Jobsuche. 65 Prozent machten sich keine Sorgen um ihre persönliche Zukunft. »In Fachkreisen gelten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dieser Generation daher bereits jetzt als die illoyalsten Jobber aller Zeiten«, sagt Stahl. Flexibilität und Agilität stünden ganz oben auf der Agenda. Xing hatte beim Umfrageinstitut Forsa Studien zum Thema in Auftrag gegeben. Dabei wurden mehrere Tausend junge Werktätige zu Wechselabsichten und zur Freude am Job befragt.

Eine zentrale Schlussfolgerung daraus lautet: Unternehmen stünden vor neuen Herausforderungen, etwa bei der Mitarbeiterbindung. Die neu auf den Arbeitsmarkt Kommenden wünschten sich häufig Arbeitserleichterungen, darunter etwa eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich, die Möglichkeit zu Sabbaticals, also bezahlten oder unbezahlten längeren Auszeiten, Homeoffice und zu »Workation«-Optionen. Mit letzterem ist eine Kombination aus Arbeit und Urlaub gemeint. Zugleich spielten für Mittzwanziger Aufstiegschancen innerhalb des Unternehmens deutlich weniger eine Rolle als noch bei der Vorgängergeneration.

»Die heute nachrückenden Generationen geben am Arbeitsmarkt zunehmend den Ton an, sind zugleich aber ein knappes Gut«, konstatiert Julian Stahl. »Wer nicht über Benefits wie Homeoffice, Workation oder Sabbatical nachdenkt, wird einen Teil dieser Generation als Arbeitgeber erst gar nicht erreichen«, prognostiziert der Experte.

Bei jungen Menschen sind den Untersuchungen zufolge ein als zu niedrig empfundenes Gehalt (bei 49 Prozent der Befragten) und ein als zu hoch empfundenes Stresslevel (bei 42 Prozent) wesentliche Gründe dafür, einen Jobwechsel anzustreben. 27 Prozent tun das, weil sie mit ihrer Unternehmensführung unzufrieden sind. Und erstaunliche 38 Prozent zieht es von ihrem bisherigen Job offenbar auch aus purer Abenteuerlust weg: Sie wünschten sich Abwechslung.

Einer im vergangenen Herbst veröffentlichten Studie des Personaldienstleisters Randstad zufolge würde von den 18- bis 24-Jährigen mehr als die Hälfte ihre Stelle kündigen, wenn sie ihnen nicht mehr zusagt. 40 Prozent wären demnach lieber erwerbslos als unzufrieden im Job. nd/dpa

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