Geheimnisklauberei

Matthias Monroy über das angebliche Abhören unter Freunden

Ein Dokument der »Pentagon-Leaks« vermeldet ein Treffen hochrangiger deutscher Militärs mit einer Delegation aus China. Ob die enthaltenen Informationen zwingend auf US-Abhörmaßnahmen und damit Spionage zurückgehen, kann aber bezweifelt werden. Denn wie »Kontraste« und »Zeit« selbst schreiben, wurde die US-Seite sogar von der Bundesregierung über Inhalte des Treffens unterrichtet. Außerdem klingt die Geheimnotiz sehr wie öffentliche Verlautbarungen, wie sie zuletzt nach der China-Reise der Außenministerin zu hören waren. Geheim ist an dem Dokument also eigentlich nichts.

Vielleicht basieren die Medienberichte auch auf einem Missverständnis. Über dem Papier steht das Kürzel »TS« für die Geheimhaltungsstufe »Top Secret«, außerdem »SI« für »Signal Intelligence«, zu deutsch: Fernmeldeaufklärung. Das meint das Abhören jeder elektromagnetischen Strahlung. Jedoch taucht die Abkürzung etwa in Leaks von Edward Snowden auf, die nicht aus der Fernmeldeaufklärung stammen, mitunter sind auch bilaterale Verträge damit überschrieben.

Der Schluss, dass die Bundesregierung »abgehört« wurde, ist daher naheliegend, aber in diesem Fall vorschnell.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -