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Drugstore in Berlin von rechter Aktivistin unterwandert
Es ist nicht das erste mal, dass die 39-jährige Lydia D. linke Räume unterwandern wollte
Die Tatvorwürfe lesen sich wie das Bilderbuch einer rechtsradikalen Karriere. Die 39-jährige Lydia D. soll bei einer »Hygienedeminstration« gegen die Corona-Maßnahmen 2020 »Heil Hitler« gerufen haben. Später habe sie dazu aufgerufen, die Volksbühne anzuzünden. Außerdem werden ihr Körperverletzungen vorgeworfen. Am Montag begann der Prozess gegen Lydia D. am Amtsgericht Tiergarten, der Folgetermin ist auch schon angesetzt. Man kann aber schon jetzt getrost sagen: Lydia D. gehört zu einem Personenkreis, der in linken Zentren eigentlich Hausverbot hat.
Doch genau in solchen war die rechte Aktivistin immer wieder zugegen. Wie das Kollektiv des Jugendzentrums Drugstore in einer Mitteilung informierte, habe sich Lydia D. auch im Rockhaus in Lichtenberg aufgehalten. Unter falscher Identität hätte sie dort ein Theaterprojekt verfolgt. Anscheinend auch mit Schauspielern, die um ihre rechte Gesinnung wussten.
»Wir sind erschrocken und erschüttert über die Dreistigkeit, mit der sie in Räume wie unsere eindringt und diese für sich nutzt, obwohl sie in der Vergangenheit einen offenen Hass gegenüber antifaschistischen Gruppen geäußert hat«, so eine Sprecherin des Drugstore. Das Drugstore-Kollektiv habe die Gruppe vor die Tür gesetzt.
Es ist nicht das erste mal, dass Lydia D. linke Räume unterwandern wollte. Laut Drugstore-Kollektiv hat sie versucht, die Zwille, ein studentisch betriebenes Cafés mit Projektraum an der TU Berlin, zu nutzen. Sie sei dort aber rausgeflogen wie zuvor schon in den Räumen der Kirche von Unten in Prenzlauer Berg.
Autonome Jugendzentren würden offene Strukturen schaffen wollen, Räume mit einem antifaschistischen und diskriminierungsfreien Selbstverständnis. »Eine Unterwanderung durch extrem rechte Personen ist insbesondere deswegen gefährlich, da durch die schamlose Ausnutzung unserer offenen Strukturen dieser Wohlfühlraum gefährdet ist«, so die Sprecherin.
Auf der Internetplattform Twitter veröffentlichte antifaschistische Recherchen dokumentieren, dass Lydia D. immer wieder beim Protest gegen die Corona-Maßnahmen in Erscheinung getreten ist. Von verfassungsfeindlichen Symbolen und Gewaltaufrufen ist dort unter anderem die Rede. Auch sei D. zusammen mit Antisemiten und Reichsbürgern gesichtet worden.
In Erscheinung getreten sei D. bereits bei der Besetzung der Volksbühne durch die Gruppe »Staub zu Glitzer« 2017. Schon ein Jahr darauf spaltete sich die aktivistische Gruppe, die damals gegen die Intendanz Chris Dercons protestierte. Auch das sich damals abgespaltene »NIE-Kollektiv« hat leidige Erfahrungen mit Lydia D. gemacht.
Zwar ist sie zunächst Teil der Theatergruppe gewesen. »Wir haben sie aber infolge von Gewalttaten bereits Ende 2018 aus unserem Kollektiv ausgeschlossen«, sagt Julius Böhm. Seitdem hätte bei ihr eine Radikalisierung hin zu Verschwörungsmythen und zum Rechtsextremismus eingesetzt. »Wir als Mitglieder des NIE Theaters sind seit vielen Jahren Opfer der Angriffe von Lydia D. und versuchen uns seit langem entsprechend juristisch zu wehren.« Gewaltandrohungen, Vandalismus, Hausfriedensbruch und Stalking: Böhm erzählt von Problemen, die auch andere Gruppen mit D. hatten.
Es sei zwar mit Blick auf die gemeinsame Geschichte korrekt, als Theatergruppe mit ihr verbunden zu werden. »Wir, die wir diametral entgegengesetzte politische Anliegen haben als die Ideologien, die diese Personen nun verbreiten, wollen und müssen uns aber in aller Klarheit auch von ihnen distanzieren«, so Böhm.
Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Artikels wird zwar benannt, dass Personen, die auch Teil des Nie-Kollektivs waren, an den verschwörungsideologischen Kundgebungen auf dem Rosa-Luxemburg-Platz beteiligt waren. Nicht erwähnt wurde allerdings, dass Lydia D. bereits vor Beginn der Kundgebungen aus der Gruppe ausgeschlossen wurde. Wir haben den Fehler korrigiert.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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