Lindners selbstverschuldete Realität

Warum sich Lindner über die schlechte Steuerschätzung freuen kann

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Eigentlich profitiert der Staat von der Inflation. Wenn die Preise und Löhne steigen, dann steigen auch die Einnahmen aus Einkommens- und Konsumsteuern. Eigentlich. Denn die Steuerschätzung ergab, dass alleine der Bund im kommenden Jahr mit 13 Milliarden Euro weniger an Einnahmen auskommen muss als noch im Oktober geschätzt. Doch anders als andere Finanzminister freut das Christian Lindner, der nun jubelt, dass man sich den »haushaltspolitischen Realitäten« stellen müsse.

Denn das Minus im Staatssäckel ist selbstgemacht. Schuld sind nämlich umstrittene Steuerreformen, die Lindner unbedingt haben wollte und von denen vor allem Besserverdienende profitieren. So kann sich der FDP-Politiker endlich als der neoliberale Fürsprecher der Reichen behaupten, der er so gerne sein will, und mit dem Verweis auf klamme Kassen sozialen Ansinnen seiner Koalitionspartner wie Kindergrundsicherung oder Klimaschutzprojekte eine Abfuhr erteilen.

Der Haushaltsstreit in der Ampel-Koalition, der schon seit einiger Zeit schwelt, wird sich vermutlich also verschärfen. Schließlich hat Linder keinerlei Interesse daran, mehr Einnahmen durch höhere Steuern oder neue Schulden zu generieren und so mehr Luft für die Vorhaben von SPD und Grünen zu haben. Denn das würde nicht nur seinen Prinzipien als Verfechter eines schlanken Staates widersprechen, sondern ihn auch als schwachen Politiker darstehen lassen, der sich nicht gegen seine Koalitionspartner durchsetzen kann. So erklärt es sich auch, warum der FDP-Chef der ökonomischen Vernunft zum Trotz weiterhin auf der Wiedereinhaltung der Schuldenbremse beharrt.

Bleibt also abzuwarten, wie viel Druck SPD und Grüne auf Lindner noch machen – und ob sie sich durchsetzen werden. Schließlich müssen auch sie sich profilieren.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal