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Je niedriger der Mindestlohn, desto höher der Profit

Warum die Arbeitgeber keine richtige Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns wollen

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Manchmal drängt sich einem das Gefühl auf, dass die Arbeitgeberseite geradezu stolz auf ihr Image der herzlosen Menschenschinder ist. Zum Beispiel jetzt, da sie in Zeiten horrender Inflation in der Mindestlohnkommission die magere Mindestlohnanhebung um 41 Cent zum Jahreswechsel durchgesetzt hat, während die Gewerkschaften ein Plus von mindestens 1,50 Euro auf 13,50 Euro fordern.

Natürlich stecken dahinter knallharte Interessen. Je niedriger der Mindestlohn bleibt, desto weniger müssen die Unternehmen zahlen. Dabei hat eine Mindestlohnanhebung nicht allein Auswirkungen auf seine Empfänger*innen, sondern auf das gesamte untere Lohnniveau. Und man muss wirklich nicht Karl Marx gelesen haben, um zu verstehen, dass der Profit umso größer ist, je niedriger die Löhne sind.

Dabei bedeutet die nun von der Mindestlohnkommission gegen die Stimmen der Gewerkschaftsvertreter beschlossene Anpassung unterm Strich eine Reallohnsenkung. Denn 41 Cent mehr zum Jahreswechsel bedeutet ein Plus von lediglich 3,4 Prozent, während die Preise zuletzt im Schnitt um 6,1 Prozent angezogen sind. Und gerade für Mindestlohn-Empfänger*innen wird das Leben dieses Jahr noch deutlich teurer werden. Schließlich ist die Inflationsrate für ihren Warenkorb noch deutlich höher als für andere, wie etliche Studien zeigen. Denn sie geben einen besonders großen Teil ihres Einkommen für Energie und Lebensmittel aus, bei denen die Preise besonders stark gestiegen sind.

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Die Arbeitgeber*innen profitieren hingegen davon, wenn der Mindestlohn niedrig bleibt. Sie dürfen dann aber nicht jammern, dass sie keine Beschäftigten mehr zu diesem Hungerlohn finden. Und sie dürfen sich nicht aufregen, wenn er wieder per Gesetz angehoben wird. Etwa, weil Ende 2024 die EU-Mindestlohnrichtlinie greift und er dann mindestens 14 Euro betragen muss.

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