Totalreservat Spreewald gestoppt

Vorerst keine zusätzliche Fläche für Wildnisgebiet

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 2 Min.

Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hat bestätigt, dass weitere Waldgebiete in Spreewaldnähe »bis auf Weiteres nicht als Wildnisgebiete gemeldet« werden. Dabei handelt es sich um 233 Hektar, deren geplante Zukunft als
Urwald lokal erbitterten Protest ausgelöst hatte. Laut Vogel bleibt das Areal dennoch in der Prüfung. Und es bleibe bei dem Ziel, zwei Prozent der Landesfläche als Wildnisgebiet auszuweisen, in denen es keine menschliche Nutzung geben dürfe.

Gerade einmal 0,6 Prozent der Landfläche der Bundesrepublik sind laut Umweltorganisation WWF derzeit geschützte Wildnisgebiete. Dabei hätten es bis Ende 2020 eigentlich zwei Prozent sein sollen – zumindest laut der »Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt«, die die Bundesregierung 2007 beschlossen hatte. Bislang sind in Brandenburg etwa 30 000 Hektar dafür reserviert.

Umweltminister Vogel zufolge hat Brandenburg nach wie vor die Absicht, weitere 30 000 Hektar zu finden, die als Entwicklungsgebiet für Naturwald festzulegen sind. Damit sollen insgesamt 60 000 Hektar diesen Status erhalten. Ein Zehntel des dem Land Brandenburg gehörenden Waldes wären dann gewissermaßen stillgelegt. Das Bundesamt für Naturschutz beschreibt Wildnisgebiete als »unzerschnittene, ausreichend große Gebiete, die darauf abzielen, natürliche Prozesse ohne menschlichen Einfluss zu ermöglichen«. Diese Gebiete sind bekannt für ihre hohe Artenvielfalt und werden als Kohlenstoffsenken betrachtet, da sie klimaschädliches CO2 speichern.

Die Freien Wähler haben öffentlich ihre Genugtuung darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Flächen im Unteren Spreewald zunächst von einer Zukunft als Urwald ausgenommen sein sollen. Die Landtagsabgeordnete Christine Wernicke erklärte: »Der Spreewald ist eine Kulturlandschaft, die ohne den Einfluss des Menschen nicht existieren kann.« Die Bewohner machten sich Sorgen, dass die Fließe und Gräben ungepflegt verstopften und es somit zu Überflutungen im
Spreewald kommen könnte. Das hätte zur Folge, dass ein empfindlicher Erlenwald absterben würde. Nicht nur die Artenvielfalt würde darunter leiden. Auch das Landschaftsbild würde Schaden nehmen, so die Befürchtung. Dann wäre der Spreewald für Touristen nicht mehr attraktiv. »Was auf den ersten Blick nach mehr Umwelt- und Naturschutz aussieht, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Mogelpackung«, kritisierten die Freien Wähler. »Die Landschaftspflege ist von entscheidender Bedeutung, um den Spreewald und seine wertvolle Natur zu erhalten und zu schützen.« Ungeachtet der derzeitigen Diskussion ist der Spreewald ein Biosphärenreservat. Landschaftsschutzgebiet war er bereits in der DDR.

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