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Gewalt gegen die Letzte Generation: Unkontrollierte Wut
Pauline Jäckels über Gewalt gegen die Letzte Generation
142 Ermittlungsverfahren wegen Angriffen auf die Klimaaktivist*innen der Letzten Generation sind bisher eingeleitet worden, meistens wegen Körperverletzung. Ein Mann hatte etwa versucht, die Hand eines am Asphalt klebenden Aktivisten mit einem Feuerzeug anzuzünden. Letzte Woche kursierte ein Video, das zeigt, wie ein LKW-Fahrer aus seinem Wagen aussteigt, eine junge Frau mit Gewalt von der Straße wegzuzerren versucht, ihr mit geballter Faust Prügel androht, dann wieder einsteigt und sie anfährt.
Man kann die Klimaaktionen extrem nennen und sie für kontraproduktiv erklären; man kann aufführen, welchen direkten Schaden sie angerichtet haben oder anrichten könnten und kann dann wiederum abwägen, ob die Dringlichkeit ihres Anliegens diesen nicht vielleicht doch rechtfertigt – wir steuern schließlich in direktem Kurs auf eine Katastrophe zu, die unzählige Menschenleben kosten wird. Man kann sogar die Aktivist*innen mit Terrorgruppen vergleichen, RAF, Taliban, Islamischer Staat. Oder sie zu Helden einer vielleicht letzten Generation emporheben. Jedes erdenkbare Für und Wider wurde in den letzten Monaten durchgekaut.
Hier geht es aber im Kern um etwas völlig Anderes, viel Simpleres: um Männer, denen nie jemand beigebracht hat, mit dem Gefühl Wut umzugehen. Wie so oft sind sie auch hier für die weitaus meisten Gewalttaten verantwortlich. Hätten solche Leute nicht schon unfassbar große Schäden in der Gesellschaft angerichtet, könnte man sie beinahe bemitleiden in ihrer Hilflosigkeit. Fast niedlich, wie sie – Gorillas ähnlich – aus ihren Autos steigen und mit ihren Fäusten auf die eigene Brust schlagen. Aggressive Männer zu infantilisieren hilft aber leider wenig gegen das Problem, das sie Tag für Tag darstellen. Stattdessen vielleicht: mittelfristig Psychotherapie für alle, die durch fehlende emotionale Intelligenz auffällig werden; langfristig das Patriarchat zerschlagen.
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