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Ukraine-Krieg: Kalter Tee aus London
Daniel Säwert über den Wert britischer Geheimdienstinformationen
Eigentlich ist die Öffentlichkeit nicht unbedingt die Sache von Geheimdiensten, das steht bereits im Namen. Das galt lange Zeit auch für den britischen Militärnachrichtendienst Defence Intelligence. Wenn etwas an die Öffentlichkeit drang, dann die großen Erfolge. Seit Russlands Einmarsch in die Ukraine vor anderthalb Jahren fahren die Späher der Monarchie eine neue Strategie und landeten damit einen PR-Coup.
Täglich veröffentlicht die Defence Intelligence ihre neuesten Erkenntnisse, was denn so passiert in Russland, auf Twitter. Und die Agenturen und Zeitungen warten gespannt auf die heißesten News, um sie in ihren Tickern verarbeiten zu können. Da stört es auch nicht, dass die Briten ihre Quellen nicht preisgeben. Dabei ist Kritik angebracht. Als die Briten zuletzt über die Produktion iranischer Drohnen in Russland und die neuen Armeen, die Moskau aufstellt, schrieben, fiel auf: All das konnte man in russischen Medien bereits zwei Monate zuvor lesen. Im Fall der Armee sogar im Fachjournal der Militärämter. Das jedoch will sich wohl kaum jemand selbst durchlesen. So kann die Defence Intelligence weiter hoffen, dass kaum jemand merkt, dass ihr kalter Tee als exklusive Info verkauft wird.
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