Freiheitsstrafe tötet

Matthias Monroy zu Zahlen von Suiziden im Gefängnis

Die Mauern der Justizvollzugsanstalt in Köln Ossendorf.
Die Mauern der Justizvollzugsanstalt in Köln Ossendorf.

Schätzungsweise 56 000 Menschen müssen in Deutschland jährlich eine sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe antreten, weil sie eine Geldstrafe nicht bezahlen können. Allein im vergangenen Jahr haben zehn der davon Betroffenen im Gefängnis Suizid begangen.

Eigentlich sollte diese Form der Haft zukünftig halbiert werden, so bestimmt es ein neues Gesetz. Jedoch setzen es die Bundesländer nicht um, angeblich weil eine Software zur »Strafzeitberechnung« nicht rechtzeitig programmiert werden kann.

Tausende Menschen müssen deshalb länger im Gefängnis schmoren, und einige von ihnen werden dort Suizid begehen.

Das ist nicht nur im Hinblick auf die Ersatzfreiheitsstrafe ein Tod mit Ansage: Unter allen Gefangenen nehmen psychische Erkrankungen, die in Suiziden münden können, weiter zu. Das Justizministerium will dies nun mit vermeintlich intelligenter Videoüberwachung eindämmen.

Um politisch geschaffene Probleme zu lösen, braucht es aber auch im Strafvollzug neue Konzepte. Ein erster Schritt wäre die Entkriminalisierung von Bagatelldelikten und die sofortige Entlassung der Ersatzfreiheitsbestraften.

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