Hauptsache, die Chemie stimmt

Verpasste Chancen beim Treffen des Kanzlers mit der Industrie

Olaf Scholz muss derzeit wieder offene Ohren für alle möglichen Interessengruppen haben. Nach der Bau- und Immobilienwirtschaft Anfang der Woche wurde jetzt die chemisch-pharmazeutische Industrie im Kanzleramt vorstellig. Um ihr Leid wegen der hohen Energiepreise zu klagen. Politiker der Koalitionsparteien und der CDU unterstützen das und rufen danach, den Chemiestandort Deutschland zu stärken. Angesichts von Abwanderungsdrohungen muss man der Industrie etwas bieten, der weiter umstrittene Brückenstrompreis ist da nur eine Option.

Eigentlich müsste es umgekehrt sein: Die Chemiekonzerne haben durch Verweigerung einer Transformation ihre Probleme selbst verschuldet. Als einer der CO2-Hauptemittenten – BASF verbrauchte vor der Energiekrise alleine in Ludwigshafen soviel Gas wie gesamte Schweiz – müssten sie für die Klimaschäden zahlen. Und bei der Weltchemikalienkonferenz in Bonn wird gerade um eine strengere Regulierung angesichts riesiger Schäden an Mensch und Umwelt gerungen. Es gäbe also eine Reihe ernster Worte mit den Chemiebossen zu wechseln. Doch angesichts starken Lobbydrucks lautet des Kanzlers Motto: Hauptsache, die Chemie stimmt.

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