1. FC Magdeburg: Die Entführung eines Fußballgottes

Anne Hahn hat ein Buch über ihre Heimatstadt Magdeburg und ihren Fußballhelden Christian Beck geschrieben

  • Hajo Obuchoff
  • Lesedauer: 3 Min.
Magdeburgs ehemaliger Stürmer Christian Beck hat sich mit seinen Toren in die Herzen der FCM-Fans geschossen.
Magdeburgs ehemaliger Stürmer Christian Beck hat sich mit seinen Toren in die Herzen der FCM-Fans geschossen.

Anne Hahn träumt ihre Bücher – jedenfalls zum Teil. Nun hat die in Magdeburg geborene Schriftstellerin ein ganzes Traumbuch geschrieben über ihren Fußballhelden Christian Beck und ihre Heimstadt. Anne Hahn ist nämlich, obwohl sie seit Langem in Berlin lebt, Fan der blau-weiß gewandeten Balltreter des 1. FC Magdeburg. »Die Stadt lässt mich nicht los. Ganz im Gegenteil, sie rückt sogar näher an mich heran, je älter ich werde und je länger ich in Berlin lebe«, sagte sie kürzlich der »Volksstimme« aus Magdeburg.

Das Broschur-Büchlein im handlichen Format für die Jackentasche hat 100 Seiten. Der geneigte Leser kann es also leicht überallhin mitnehmen und lesen: auf dem Weg zur Arbeit oder ins Stadion, im Bus, in der Straßenbahn oder in diversen Wartezimmern. Es entführt den Leser in die Welt von fünf Frauen unterschiedlicher Generationen, die alle in und mit Magdeburg leben und vor allem auch mehr oder weniger enge Beziehungen zum Fußball der Stadt haben. Anne Hahns Traum führt uns in das Altstadtkrankenhaus, wohin der betäubte FCM-Fußballstar Christian Beck wie auch immer gebracht wurde. Träume sind selten logisch erklärbar. Aber es geht darum, von der Stadt zu fordern, dass der in der Vergangenheit so erfolgreiche Kickerklub endlich ein Fußballmuseum bekommt. Die Entführung der lokalen Fußballlegende soll die Stadtoberen und die Öffentlichkeit wachrütteln.

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Beck und der Schutzheilige

Indes verliert sich der Traum in der Geschichte der Stadt und dessen Schutzheiligen Mauritius, der steinern im Dom steht. Um die Figur selbst ranken sich Geschichten und Mythen. Aber auf jeden Fall soll der heilige Mauritius der Lieblingsheilige von Kaiser Otto des Großen gewesen sein. Und weil Magdeburg zum Lieblingsaufenthaltsort Ottos wurde, machte er diesen Ort zur »Pflegestätte der Verehrung« des Mauritius. Mit den Jahren und dem Anwachsen der Bedeutung Magdeburgs wuchs auch die Mauritius-Verehrung in der Stadt.

In Hahns Träumen verkörpert Stürmer Beck, der mit seinen Toren, aber auch durch seine sympathische Art den schon beinahe in die Bedeutungslosigkeit abgesunkenen Fußballklub wieder zum Leben erweckte und bis in die 2. Bundesliga schoss, eine Wiedergeburt des Mauritius.

Die Protagonistinnen dieses Traumromans lassen uns an ihren eigenen Geschichten teilhaben: ihrer Arbeitswelt, ihrer Liebe zum Fußball oder ihren persönlichen Problemen im Alltag. Sie führen uns durch ihre Stadt von Olvenstedt bis Texas, vom Museum in das Heinz-Krügel-Stadion.

Natürlich erfahren wir vom legendären Sieg der Magdeburger im Europapokal der Pokalsieger 1974. Die Autorin selbst ist seit zehn Jahren Mitglied des 1. FCM und versucht möglichst oft im Stadion zu sein, um ihren Lieblingsverein spielen zu sehen. »Es ging mir vor allem darum, in diesem Buch zu zeigen, wie die Menschen in und um Magdeburg ihren Fußballklub leben und was er ihnen bedeutet«, sagt Anne Hahn der oben erwähnten Zeitung.

Anne Hahn: Anne Hahn träumt Christian Beck. Voland & Quist. 100 S., geb. 12 €.

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